Tagebuch




Ein sehr großer Sandkasten

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Jürgen im Great Sand Dunes NP, CO

Wir frühstücken wieder im Best Western. Das dabei unvermeidlich angebotene Frühstücksfernsehen bringt uns in Sachen „Wetter“ auf den aktuellen Stand. Die Wetterberichte sind hier immer sehr ausführlich. Im Nordwesten und in den nördlichen Rockies liegt bereits Schnee und kalte Winde kommen nun auch immer weiter in unsere Richtung.

Die nette Dame im Vistor Center hatte aber gestern schon Entwarnung gegeben. Auf Schnee sei man hier absolut eingestellt und wüsste damit umzugehen. Die Schneepflüge würden alle Hauptstraßen frei machen und wir müssten uns überhaupt keine Sorgen machen, auch bei einem Scheeeinbruch am Freitag nicht von Colorado Springs nach Denver zum Flieger zu kommen. So schnell scheint es hier aber auch noch nicht zu gehen mit Schnee, kälter wird es aber von Tag zu Tag.

Bis zum Great Sand Dunes NP sind es von hier aus knapp 45 Minuten. Bald kommen die großen Sanddünen ins Blickfeld - gewaltig! Sie schmiegen sich eng an die hohen Berge der Sangre de Christo Mountains. Im Visitor Center schauen wir uns einen 20 minütigen Film und die Ausstellung an. Die Entsehungsgeschichte ist wie erwartet: Vulkanismus und tektonische Plattenverschiebungen bildeten die Sangre de Christo Mountains. davor bildete sich eine riesige Seenlandschaft, die unweigerlich Sand mit sich brachte. Der See verschwand, der Wind blies heftig und tut das heute noch, der Sand fängt sich an den Bergen und kann nicht weg. Die Winde aus den hier bevorzugten Richtungen bilden immer wieder neue Dünen während Wasserläufe aus der Schneeschmelze der hohen Berge das Dünenareal im Frühjahr umfassen und zusammen halten. Das ist das eigentlich Ungewöhnliche hier.

Wir fahren raus an die Dünen und wollen uns mitten hinein begeben in die Sandwüste. Tun wir alle drei - Tiny Little Bear ist wie immer mit von der Partie - Gabi füttert ihren WhatsApp-Status ständig mit schönen Bildern zu den Abenteuern des kleinen Bären. Hatte ich schon gesagt, dass ihr iPhone erstaunlich gute Bilder liefert? Nun gut, sie gibt sich auch reichlich Mühe und ist lange kein „Rookie“ mehr, was Fotografie angeht.

Wir stapfen einige Dünenkämme empor. Puh, ist das anstrengend im tiefen Sand - „huffin’ and puffin’“ - da sind unsere Lieblingsvokabeln wieder. Manchmal habe ich das Gefühl, einen Schritt vorwärts zu machen und gleichzeitig zwei zurück. Es gibt tatsächlich Leute, die versuchen, an den höchsten Punkt zu kommen - wir nicht! Eine Stelle sieht aus wie das „Schlundloch“ aus Star Wars. Wenn wir es nicht besser wüssten würde ich behaupten, sie hätten die Szene, in der Luke und Han Solo von Jabba über die Planke dem Riesenwurm zugeführt werden sollten, dort gedreht.

Das ist für alle ein großer Spaß hier und in der riesigen Fläche verlaufen sich die Leute. Viele, insbesondere Kinder, rutschen auf Brettern die Dünen hinunter, andere sehen professioneller aus und surfen wie beim Snowboarden hinab. Erstaunlich, was die Knirpse schon drauf haben. Andere kullern einfach runter. Zwei Schulbusse aus Denver haben wir gesehen - bestimmt ein toller Ausflug für die Klassen.

Gabi macht Fotos vom kleinen Bären und übt sich dann im „Dune-Jumping“. Ich biete einer kleinen Familie, die im riesigen Sandkasten spielt und Fotos macht an, ein paar Bilder mit deren Kamera für sie zu machen, auf denen alle drei drauf sind. Sie freuen sich sehr und ich denke, die Bilder sind richtig gut geworden.

So vergeht die Zeit und wir beschließen, zurück zu fahren. Trails gibt es hier nicht und unsere schönen Eindrücke sind so nachhaltig, dass ich auch jetzt noch Sand am Körper habe. Eine Dusche muss her. Am Parkplatz hat Gabi noch Sand für die Sammlung von Birgit abgefüllt, wir ergänzen die Sammlung mit dem in unseren Schuhen angesammelten Originalsand unserer gesamten Strecke hier.

Es ist erst 13 Uhr und wir entscheiden uns für einen „faulen Nachmittag“. In Alamosa halten wir an der San Luis Valley Brewing Company an, setzen uns an die Theke und bestellen gemeinsam eine Portion Nachos mit pulled BBQ Pork. Suuuper! Ich habe die ehrenvolle Aufgabe mich um 95% der Jalapenos zu kümmern und mir läuft alsbald das Wasser den Rücken runter. Gabi wird sich erstmals ans Steuer des CX-5 setzen und uns die 2 Meilen zum Motel zurückfahren. So kann ich zwei der hier gebrauten Biere probieren, ein helles Lager mit „Green Chilli“, das bestens zu den Nachos passt und ein „Red Amber“, ebenfalls saulecker.

Anschließend: Mittagsschlaf - wann hat es das zuletzt gegeben? Da ich noch Bewegung benötige machen wir uns gegen 17:30 Uhr noch einmal auf die Socken und strolchen eine Stunde durch die Nachbarschaft. Interessant, wie sich die Situation jenseits der „Main Street“ gestaltet. Wir kaufen noch etwas ein und sind bestimmt die ersten, die hier zu Fuß zum Safeway gegangen sind.

Als ich die Bilder in die Website einbauen will muss ich feststellen, dass ein Teil der Website „zerschossen“ ist, da ist wohl was schief gelaufen. Auch meine tägliche Sicherung rettet mich nicht. Also muss ich die Bilder auf die Hauptseite, die Route und die Tagesübersichten zu den Fotos neu einbauen. Ärgerlich, aber nicht zu vermeiden.

Nun ist alles wieder schön, ich baue diesen Tagesbericht ein, sobald Gabi Korrektur gelesen hat, lade den dann auch noch hoch und fertig!

Morgen fahren wir durch die Rocky Mountains nach Colorado Springs - ebenfalls Neuland für uns. An Abschied mag ich noch nicht denken, aber der kommt nun mit Riesenschritten.

Tagesetappe: 119 Kilometer mit dem Auto
Übernachtung:
Best Western Alamosa Inn**, 2005 Main Street, Alamosa, CO 81101

Tiny Little Mensch

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Gabi auf dem Casidy Arch Trail, Capitol Reef NP, UT

Schon wieder so ein komischer Titel? Passt aber zu den Fotos des Tages. „Mensch, sind wir klein“, könnte man auch sagen! In dieser gigantischen Landschaft wirkt der Mensch oft verloren und klein, fühlt sich aber großartig.

Die Nacht war mäßig, dafür ist das Frühstück um so besser. Das ist u.a. das Schöne an einem B&B: man sitzt morgens mit den anderen Gästen am Tisch und ist sofort im Gespräch. Wir können einem Paar aus den benachbarten Niederlanden noch ein paar Tipps für die nächsten Tage mit auf den Weg geben. Bob und Ann aus Virginia wundern sich, wie viel wir von ihrem Land schon gesehen haben und wie gut wir uns auskennen. Dafür sind die beiden aber auch fleißige Reisende - zweimal jährlich geht es alleine nach Europa. Hut ab! Es gibt mit Bacon und Spiegelei belegte Riesencroissants, dazu frisches Obst, Melone, Kaffee, Säfte und Cereals. Super Grundlage für den Tag.

Es sind nur gut 10 Minuten bis zum Capitol Reef NP, für den wir heute viel Zeit haben. Einiges kennen wir schon, daher holen wir uns im Visitor Center Tipps für Hikes. Den Anfang macht dann aber ein Ranger-Talk vor dem Visitor Center. Es geht um die Geologie der „Waterpocket Fold“, denn der Nationalpark ist ein Teil dieser riesigen Erdfalte -sehr anschaulich erklärt von der netten, jungen Rangerin. Dabei kommt auch wieder das Gesteinsschichten-Präsentations-Kissen (Vokabel von Gabi) zum Einsatz, mit dem uns der Entstehungsprozess vor einigen Jahren hier schon mal erläutert wurde.

19 Layer hat die Falte. In jedem Nationalpark gibt es diese schönen Flyer und die Rangerin (sie ist Geologin) hat sich für diese Vorträge den Spaß gemacht, für die verschiedenen Zeiträume vor Millionen von Jahren eigene Flyer nachzubauen. Super! Zuerst war hier ein Ozean, sofern man von „hier“ sprechen kann. Utah lag nämlich mal am Äquator. Es folgten für Millionen von Jahren jeweils eine Strandlandschaft, eine Sumpflandschaft und eine riesige Wüste. So entwickelten sich die 19 Gesteinsschichten. Und durch die tektonischen Plattenverschiebungen faltete sich die ganze Sache auf - Errosion und etwas Vulkanismus taten ihr Übriges. Eigentlich ganz einfach.

Wir fahren zum Trailhead des Cassidy Arch Trail und Grand Wash Trail. Zuerst nehmen wir den Aufstieg zum Arch in Angriff. Puh, schweißtreibend und steil. Es geht zunächst sehr zügig in die Höhe. Gesteinsstufen könnte man das nennen, es ist eine lustige Kraxelei. Weiter oben geht es dann etwas weniger Steil zu, dafür aber nicht minder anspruchsvoll. Fuß umschlagen wäre hier ein Leichtes. Verlaufen auch - es gibt aber viele „Steinmännchen“, die insbesondere auf dem Rückweg sehr hilfreich sind. Viel Weg geht über „Slickrock“, gerade steht oder geht man dabei selten. Meine Schusohlen sind sicher wieder einige Milimeter dünner geworden, die Trekkingschuhe sind nach dem Urlaub „auf“, so viel ist sicher. Das Gestein leuchtet hier in allen Farben und der Trail ist sicher der abwechslungsreichste unseres bisherigen Urlaubs.

Einmal müssen wir richtig kraxeln, schwierige Stelle an einem größeren Block, dann erreichen wir den Cassidy Arch. Wow, super Ausblick! Nun sind wir noch nie auf einen solchen Arch hinaufgestiegen, tut man normalerweise auch nicht. Hier ist das anders, denn die Rangerin im Visitor Center meinte, dass sei kein Problem. Also mache ich den Anfang und possiere etwas auf dem Arch. Gabi schreit, ich soll nicht so nah an die Kante gehen, dabei sieht ihre Position aus meiner Sicht fast (??) viel schlimmer aus. Ich habe mal mit dem iPhone ein Bild von ihr gemacht. Sie macht seelenruhig Bilder.

Anschließend möchte sie es auch versuchen, wir tauschen die Positionen und sie fängt schon wieder an zu hüpfen. Nicht zu glauben! Keine Sorge: wir hatten das völlig im Griff! Aber klein ist man hier in dieser Kullisse, winzig klein!

Der Rückweg nimmt die gleiche Wegführung wie der Hinweg, ist aber natürlich dennonch völlig anders. Der Trail macht uns riesigen Spaß und nach 2,5 Stunden, 6,5 Kilometern und mächtig vielen Höhenmetern stehen wir wieder im Wash? Zurück zum Auto?

Nein, wir nehmen auch den Grand Wash Trail noch in Angriff, wo wir doch einmal hier sind. Der ist eben und total „easy“. Flashfloodgefahr besteht keine, da es hier seit Wochen nicht geregnet hat. Immer näher rücken die steilen Felswände zusammen, „Narrows“ heißen sie deswegen auch.

Am Ende des Trails drehen wir um und gehen zurück zum Trailhead. 11,7 km zeigt meine Uhr nun an. Die Füße merken wir gut und es reicht für heute.

Also fahren wir noch zu den Petroglyphs, den Felszeichnungen, wo es um 15 Uhr noch einen weiteren Rangertalk gibt. Weitere 30 Minuten erfahren wir alles über die frühe Besiedlung des Freemont River hier in dieser fruchtbaren Senke; Anschauungsmaterial inklusive. Und da sind natürlich die Felszeichnungen, die erläutert werden. Von 300-1.300 n.Chr. wohnten hier Leute in einfachsten Verhältnissen. Sie hatten dennoch alles, was sie zum Leben brauchten: Wasser, Food, Tools (Pfeilspitzen, Tonkrüge, Weidenkörbe) und Schutz in sog. „Pithouses“. Alles super interessant.

Dann fahren wir noch kurz zum Giffordhouse, wo man frischen Kuchen mit Früchten dieser Gegend kaufen kann. Wir erstehen einen Cherry-Pie (Apfel war aus), den wir kurz darauf gemütlich auf unserer Terrasse mit einer Tasse Kaffee genießen. Jetzt ist es gleich 19 Uhr und ich habe alles fertig. Da das Wifi wieder funktioniert kann ich hoffentlich auch die Website hochladen, dann habt ihr gleich 2 Tage zu schauen und lesen. Viel Spaß damit!

Tagesetappe: 61 Kilometer
Übernachtung:
SkyRidge Inn Bed & Breakfast, 1092 East SR 24, Torrey, UT 84775

Thriller!

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Jürgen am Grand Canyon North Rim, Toroweap Point, AZ

Crazy day! Unbelievable! Screaming! Adrealin pur!

Mit Steve von Dreamland Safari Tours zum Grand Canyon NP, genauer gesagt: zum „Toroweap Point“. Punkt 11 Uhr holt uns Steve ab und wir sind solo auf dieser Tour. Klasse!

Am den Grand Canyon NP haben wir bereits 5 Mal besucht, wenn ich mich recht erinnere. 3 Mal am Südrand, 2 Mal am Nordrand. Mit der Tour heute dürfte es dann „unentschieden“ stehen. Na ich weiß nicht, ich denke, das North Rim hat die Nase jetzt doch vorne. Wir haben die Tour gebucht, weil es vom Toroweap Point aus Tiefblicke auf den Colorado geben soll wie sonst nirgends. Und: hier kommt kaum einer hin, weil die Anfahrt so schwierig ist. Stimmt alles!

Steve ist gebürtig aus Manchaster, lebt aber schon seit seinen „mid-twenties“ in den Staaten und war uns gestern von Baylie schon als sehr netter Kerl beschrieben worden. Ist er wirklich und seinen Pickup beherrscht er auch tadellos. Hin- und Rückfahrt dauern rund 5 Stunden und wir unterhalten uns die meiste Zeit über alles mögliche.

Nach weinigen Meilen verlassen wir die befestigte Straße und biegen auf eine gravel road ab. 61 Meilen geht es nun bis zur Kante, die eine Weiterfahrt verhindert. Zunächst ist die Straße noch flüssig zu fahren, später muss er mit seinem Truck über Steine klettern und das ist wirklich nicht ohne. Rad für Rad tastet er sich manchmal hoch oder runter. Zweimal steigt er sogar aus, korrigiert die Stellung des Lenkrades und fährt dann beherzt weiter. Echte Kunst!

Zum Toroweap Point nur so viel: es war sehr windig und Steve hatte uns gesagt, das wir alle drei echt vorsichtig sein müssen, weil uns die starken Windböen schon heftig „pushen“ können. Wir waren sehr vorsichtig.

Der erste Blick in die Tiefe verschlägt uns den Atem. 1.000 Meter geht es senkrecht hinab. Steve zeigt uns zunächst an einer Seite unserer Parkposition, wie wir uns der Kante nähern können. Und dafür war er echt unbezahlbar. Vieles hätten wir ohne ihn nicht getraut.

Gabi schreit am Anfang noch etwas, zu viel Adrenalin. Das gibt sich aber schnell und später macht sie sogar Luftsprünge an der Kante. Ich robbe mich auch dem Bauch an die Kante, einfach zu windig. Kann dann aber ungehindert in die Tiefe fotografieren. Steve zeigt uns anschließend, wie wir über die riesigen Felsbrocken klettern können, immer an der Kante entlang. Und dabei ergeben sich weitere schöne Motive.

Boote sind auf dem Colorado unterwegs, so eine Fahrt dauert 6 Tage.

Zwischendurch machen wir uns Sandwiches und stärken uns, dann erkunden wir die andere Seite. 4 Stunden klettern wir so herum. Ziemlich anstrengend, auch der Wind macht uns hin und wieder zu schaffen. Und der Puls war immer hoch, ich hatte zwischendurch echt den Eindruck, das Adrenalin mache mich „high“.

Ein sagenhafter Tripp, der uns immer in Erinnerung bleiben wird. Und es ist wirklich so, dass du von den üblichen Aussichtspunkten aus immer nur über die Schlucht hinweg, selten aber mal bis unten zum Fluss schauen kannst. Hier hast du das volle Tiefenpanorama.

Schaut auf die Bilder, es ist wie immer nur eine kleine Auswahl, aber man kann dennoch nicht im entferntesten ermessen, wie es sich anfühlt, dort herumzuklettern und die Tiefblicke zu genießen. Das Gefühl kann kein Bild einfangen.

Abends hole ich im Supermarkt Salat, Eier und Wings. Wir essen wieder auf der Terrasse. Dabei ergibt sich noch ein längeres Gespräch mit unserem jungen Nachbarn Brandom. Der wohnt in California und ist Whiskyfan. Wir erzählen ihm von der Botschaft und mehr und er ist Feuer und Flamme. Da er ohnehin einen Deutschlandtripp plant, scheint das nun sein primäres Ziel. Herzlich willkommen!

Tagesetappe: 251 Kilometer (mit Dreamland Safari Tours)
Übernachtung:
Red Canyon Cabins****, 843 E Highway 89, Kanab, UT 84741

Hot!

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Gabi am Overlook des Butterfly Trail, Snow Canyon SP, UT

Puh, war das heiß heute! Aber auch so schön! Ein weiterer wunderbarer Tag liegt hinter uns.

Am Morgen lassen wir es langsam angehen und gehen erst mal frühstücken. Es gibt alles, was das Herz begehrt, leider auch viel Plastik. Gut gestärkt starten wir in den Tag. Wir skypen noch schnell mit Johanna (allein zu Haus und mit dem iPad vertraut) und den Eltern. Alles ok zu Hause so weit.

Eigentlich hatten wir überlegt, den heutigen Tag im Zion NP zu verbringen. Gestern haben wir aber ein Paar getroffen, das uns erzählte, dort sei es derzeit brechend voll. Und darauf haben wir nun mal überhaupt keine Lust. Also hatten wir gestern schon beschlossen, dem kleinen, aber feinen Snow Canyon SP direkt hier um die Ecke eine weitere Chance zu geben. Und die hat er voll genutzt!

Der Butterfly/Lava Tube Trail und Hidden Pinyon Trail haben uns super gut gefallen. Knapp 3 Stunden wandern wir durch die Hitze, werden aber mit blauem Himmel, satten Farben (das Rot und Grün knallt mit dem Himmel um die Wette) und fantastischen Ausblicken belohnt. Letzteres gilt besonders für den „Overlook“ am Ende des Butterfly Trails, an dem wir auch eine große Echse entdecken, die schnell in einen Überhang watschelt. Unser erstes Gila Monster in freier Wildbahn? Schwer zu bestimmen. Den Viechern bleibt man aber besser fern, denn die sind nicht nur ziemlich giftig, sondern beißen sich auch so fest, dass man sie nicht mehr lösen kann. Ich muss mich jedenfalls ziemlich strecken, um ein brauchbares Foto zu bekommen.

Der Weg geht durch schweren, tiefen, roten Pulversand oder über gut haftenden Fels, teilweise recht steil und unwegsam. Auch einige kurze Kletterpassagen sind dabei. Die glatten, roten Felsen werden hin und wieder unterbrochen von schwarzer Lava, die hier offen liegt und zwar in beiden Sorten: Aa und Pahoihoi. Toll! Der Schweiß fließt in Strömen und wir holen uns kräftig Sonne ab.

Später fahren wir Richtung Kanab und kommen dabei mit kleinem Umweg von 30 Minuten über die UT #9 durch den Zion NP. Eine absolute Traumstrecke! Der Zion NP ist schon eine Klasse für sich! Hinter dem Tunnel liegt ein klitzekleiner Parkplatz für den Canyon Overlook Trail. Den haben wir 2011 mal absolviert, später aber nie mehr einen Parkplatz dort bekommen. Und siehe da: wir erwischen zufällig den letzten von 9 (!) Parkplätzen. Wir können unser Glück kaum fassen, da muss kurz vorher jemand abgedüst sein.

Der Trail ist mit 1 Stunde angegeben, wir sind nach 55 Minuten wieder am Auto. Zuvor ging es wahrlich über Stock und Stein, oft am Abgrund entlang. Schwindelfrei und trittsicher sollte mal hier schon sein. Toller Trail mit einem fantastischen Ausblick ins Tal. Man kann auch schön die Straße erkennen, die wir eben noch hochgefahren sind.

Auf dem Weg nach Kanab sehen wir noch eine Herde Buffalos vorbeiziehen, Wilder Westen halt. Wir checken um 17 Uhr ein und fahren dann aber sofort nochmal los. Bei Dreamland Safari Tours 4,5 Meilen außerhalb treffen wir niemanden an. Ok, wird auch so klappen mit unseren beiden gebuchten Touren für morgen und übermorgen.

Bei Family Dollar kaufen wir ein und müssen anschließend noch kurz in den Liquor Store. Alkohol gibt es hier in Utah ja nur in speziellen Geschäften und ich habe Lust auf ein Bier.

Da wir gerade in der Stadt sind können wir auch gleich im „Houston’s Trail End“ einkehren. Das ist sowas wie unsere Stammkneipe hier. Gabi nimmt Steakstreifen in (super leckerer) Bratensoße auf Nudeln, ich esse hier traditionell Baby-Back-Rips, dazu Cowboybohnen und Salat. Sagenhaft zart und unglaublich viel Fleisch an den losen Knochen. Für 1 $ Aufpreis machen sie aus nem Beilagensalat einen „Deluxe-Salat“ und die Portion konnte sich wahrlich sehen lassen.

Jetzt haben wir unsere Hausaufgaben gemacht, die Website ist fast fertig und so kann ich mich gegen 21:30 Uhr auch noch vor unsere Hütte setzen und ein Bier trinken. Bis morgen, liebe Grüße!

Tagesetappe: 195 Kilometer
Übernachtung:
Red Canyon Cabins****, 843 E Highway 89, Kanab, UT 84741

Was in Vegas passiert …

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Jürgen an Dantes View, Death Valley NP, CA

Guten Morgen - ja, ich habe es mir tatsächlich mal wieder erlaubt, heute Nacht nicht mehr an den Rechner zu gehen. Naja, jedenfalls nur kurz. Es war schon heute, als wir zurück auf unserem Zimmer waren. Versackt in Vegas, aber es heißt ja so schön: „Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas!“

Die Nacht im Death Valley war mit das Doofste, was wir in all den Jahren erlebt haben. Das Zimmer war super, aber die tausenden Fruchtfliegen (so sahen sie jedenfalls aus), die eingefallen waren, haben uns auf eine echt harte Probe gestellt. Gesehen hatten wir sie schon vor dem Einschlafen - aber die ganze Nacht krochen die dir überall hin. Ließen sich geduldig abstreifen/kaputt machen, war aber einfach nur lästig. Und als wir morgens das Licht anmachten, sahen wir das ganze Ausmaß: die Bettlaken und alles war über und über bedeckt von den kleinen schwarzen Punkten.

Ein paar Worte an der Rezeption - das war denen so unangenehm. Ist aber jahreszeitlich bedingt, war gestern noch nicht und wird auch nächste Tage wieder weg sein. Wir bekommen 20% des Zimmerpreises erstattet, packen zusammen, drehen noch eine Runde durch die Anlage - puh, ist das heiß - und düsen ab.

Am Zabriskie Point machen wir ein paar Bilder. Klasse, kaum jemand da um diese Uhrzeit. Erstmals fahren wir hier ein Stück offroad über den „Twenty Mule Team Canyon Drive“ mitten durch die skurilen Formationen. An 2-3 Stellen habe ich tief durchgeatmet - gut, dass wir „high clearance“ haben - ich dachte schon, wir bleiben stecken …

Das Badwater Basin lassen wir dieses mal aus. Dafür fahren wir die 13 Meilen bergauf zu „Dantes View“. Die letzten Serpentinen sind so steil, dass davor extra Abstellmöglichkeiten für Wohnmobile/Anhänger angelegt wurde. Sind bestimmt schon einige stecken geblieben.

Von hier oben ergeben sich atemberaubende Tiefblicke ins Valley und auf die Salzflächen. Nicht von dieser Welt! Super!!

Nun fahren wir nach Las Vegas, zunächst noch eine ganze Zeit durch die trostlose Wüste, dann taucht die bekannte Silhouette am Horizont auf. Da noch genügend Zeit bis zum Einchecken ist fahren wir zum Outlet Center Las Vegas North. Ich mag diese Ansammlungen von Geschäften. Nichts, was einen Ablenkt. Bequemes Parken (inklusive Nummernschild auf dem Parkbon - die scannen das echt, bei uns undenkbar, mir aber egal) und entspanntes Bummeln.

Zu Beginn essen wir Knackiges aus dem Wok und sind so gestärkt für den Rest des Tages. Wir stöbern durch einige Geschäfte: Nike, Columbia, North Face, Puma, Bose, New Balance und einige mehr. „Sportlich“, oder?

Das gefällt uns gut und anschließend stürze ich mich nochmal in den Verkehr von Vegas. Habe ich ganz gut gemeistert, meint Gabi. Man muss nur mutig und umsichtig sein. So errreichen wir die Jockey Club Suites direkt am Strip. das Hotel ist quasi ein „Anhängsel“ des riesigen Cosmopolitan. Unsere Suite ist (Vegas-gemäß) preislich recht günstig, dafür aber riesig. Ankleidezimmer und Bad habe ich nicht fotografiert. Eindrücke von den übrigen Räumen bekommt ihr bei den Fotos.

Der Rezeptionist rät uns, „Valet Parking“ zu nutzen. Zu häufig würden Gäste im Parkhaus des Cosmopolitan verloren gehen und nach 1-2 Stunden völlig entnervt wieder auftauchen. Also fahren wir vor, packen unsere Klamotten, händigen unsere Autoschlüssel einem netten Kerl aus und der fährt das Auto weg. Wir bekommen es so oft wir wollen wieder geholt - das werden wir nur morgen früh in Anspruch nehmen. 5,00 $ kosten der Spaß, egal wie oft die das Auto bewegen. Super, oder?

Ich kümmere mich schon mal um die Fotos aus dem Death Valley, dann ziehen wir los. Fotos mache ich dabei wenige. Wir genießen wie immer das Ambiente am Cesaers Palace, besuchen dort die Forum Shops inkl. Apple Store, Peter Lik Gallery und National Geographics Gallery (sagenhafte großformatige Fotos!), gehen dann weiter zum Mirrage und Treasure Island, überqueren den Strip und beschließen, uns nun dem Venetian zuzuwenden. Gesagt - getan. Zunächst gibt es aber ein Bier und eine Margarita nebst Chicken Wings in einem der Saloons, dann eine weitere Peter Lik Galery.

Das Venetian ist ebenfalls unbeschreiblich, wie die ganze Atmosphäre hier. In den ersten Jahren hatten wir echt Probleme mit dem Rüsel, inswischen sind wir ganz entspannt. Man kann aber nicht in Worte fassen, was hier los ist. Hochwertige Shops mit sagenhaften Schaufenstern, tausende Menschen im Besten „Mix“ - der Rubel rollt. Die großen Hotels hier haben 7.000 Zimmer. Allein im Venetian sind 160 Shops und 36 Restaurants zu finden.

Zu guter Letzt noch eine Margarita? Wo geht das besser als im „Margaritaville“ von Jimmy Buffet, direkt neben dem Flamingo. An der Theke beginnen wir ein Gespräch mit einem Paar aus Minnesota und der Abend ist gelaufen. Neben uns fallen zwei Paare älteren Semesters bei ihrer Geburtstagsparty fast vom Hocker, wir quatschen mit den beiden netten Leutchen und aus einem Getränk werden zwei. Die beiden wundern sich, was wir schon alles gesehen und erlebt haben hier. Wir zeigen ein paar Bilder und die beiden folgen nun auch unserer Reisewebsite. Sie machen eine Woche „Urlaub“ hier. Pool, Party, Konzerte …

Ach ja: jedes große Hotel hat abendlich rd. 3 große Shows zu bieten. David Copperfield ist im MGM, Rod Steward im Cesaers Palace. Santana, Aerosmith und Christina Aguiliera sind in der Stadt, die Eagles kommen am Wochenende …

Die Stadt, die niemals schläft macht eine Ausnahme: das Margaritaville. Wir haben gar nicht gemerkt, wie der Laden immer leerer wurde, bezahlen und wundern uns, dass die hinter uns das Licht ausmachen. Da haben die uns echt „rausgekehrt“.

Das Bellagio liegt direkt neben unserem Hotel und so sehen wir noch einmal die Fontänen, bevor uns die Augen zufallen.

Gleich geht es weiter nach Norden …

Tagesetappe: 248 Kilometer
Übernachtung:
Jockey Club Suites***, 3700 Las Vegas Boulevard S, Las Vegas, NV 89109

Overkitsch

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Gabi am Marsh Lake, Little Lakes Valley Trail im Rock Creek Canyon, CA

Komischer Titel? Dazu später!

Gute Nacht gehabt - alle Bemühungen, auch gegen Zahlung von „Premium-Access“ irgendwie hier an brauchbares Internet zu kommen waren vergeblich. Verbindungsgeschwindigkeiten von „Null“ oder geringfügig drüber, selbst bei Mails ging das Netz flöten und nichts rutschte durch. Inzwischen machen sich immer mehr Leute zu Hause Sorgen - völlig unbegründet, aber danke für eure Anteilnahme! In den letzten Jahren sind wir meist jeden Tag weiter gefahren und wenn es da mal an einem Ort kein Netz gab, fiel das nicht auf. Jetzt waren es 2 x 2 Übernachtungen „ohne“ und schon hängen wir in den Seilen. Das einzige, was für den Aufenthalt im Motel 6 sprechen könnte wäre die Sportsbar genau gegenüber - die war echt klasse. Auch die Chicken Wings gestern Abend haben sich prima mit den heimischen Bieren vertragen.

Also - vergessen wir für den Moment das Wifi. Ich springe aus dem Bett, schmeisse den Rechner an (erfolglos wie beschrieben) und will unter die Dusche hüpfen. Da steht mannshoch mein Stativ in der Dusche - hab ich mich erschreckt. Schönes Stativ, ohne Zweifel, aber seit wann duschen die? Auflösung: die treu sorgende Gattin hatte das Gerät gestern Abend noch vom Salzwasser des Monolake befreit. Danke!

Kurz nach 8 Uhr sind wir unterwegs. Der Hwy. #395 ist eine echte Traumstraße. Grandiose Kullisse auf dem ganzen Weg bis Lone Pine. Wir verlassen den Hwy. aber bereits nach wenigen Meilen, denn wir haben ein in deutschen Reiseführern völlig zu unrecht ignoriertes Kleinod auf dem Program: den Rock Creek Canyon mit dem „Little Lakes Valley Trail“. Auf den waren wir zu Hause auf Youtube gestoßen.

Bei „Tom’s Place“ müssen wir rechts abbiegen. Natürlich halten wir an dem General Store und Restaurant an. Es wäre doch eine super Idee, hier mal wieder richtig zu frühstücken. Wer weiß, was oder ob überhaupt es heute Abend in der Wüste was gibt (Rechtschreibfetischisten auf die Barrikaden - der Satz heißt nix! Ja, weiß ich, aber ich habe Urlaub, da darf ich das).

Der Laden hier ist jedenfalls sowas von Amerika. Wir frühstücken echt amerikanisch, Gabi mit Eggs & Bacon, ich mit Omelette. Vielleicht sollte ich künftig am frühen Morgen die Jalapenos weglassen - die hauen schon rein. Lecker ist es und wir genießen es, hier zu sein. Pappsatt machen wir uns auf den Weg - wieder mal 30 Minuten immer bergauf, zuletzt auf einer Singletrack-Road bis zum Trailhead.

Den Little Lakes Valley Trail kann man jedem nur ans Herz legen. Es ist mal wieder eine hochalpine Wanderung und wir sind so dankbar und froh, dass wir uns das konditionell leisten können. Auch trittsicher sollte man sein. Dazu: purer Genuss!! Die Gegend hier ist so aus dem Bilderbuch, dass Gabi ein neues Wort erfindet: „Overkitsch!“ Gemeint ist, dass die Panoramen hier kitschiger als kitschig sind. Das kann sich niemand ausdenken, dass muss Mutter Natur einfach so hinzaubern. Wenn wir mal wieder kommen, werden wir hier gerne noch mehr Zeit verbringen.

So wandern wir über eine Stunde bergan, machen Bilder und staunen über die Farben, Friedlichkeit und grenzenlose Schönheit dieser Bergwelt. 3 Seen passieren wir, den Mack Lake, den Marsh Lake und den Heart Lake. Dann drehen wir um, wir haben ja noch Fahrtstrecke vor uns. Nach 2 Stunden und gut 6 km sind wir wieder am Trailhead.

Wie gesagt, die Fahrt auf der #395 nach Süden ist toll. Cruise Control (mir fällt gerade das deutsche Wort nicht ein) auf 65 Mph eingestellt und rollen lassen. Wir hören schöne Musik, mampfen Chips und Möhrchen und erreichen so Lone Pine. Hier müssen wir abbiegen ins Death Valley. Dies tun wir aber nicht, ohne vorher noch einen Blick auf den Mount Whitney geworfen zu haben, die höchste Erhebung der Sierra Nevada. Und wir gehen noch kurz einkaufen, denn neues Wasser muss her und ebenso etwas für heute Abend und morgen zum Frühstück.

Die Fahrt ins Death Valley ist eine Nummer für sich. Das muss man mal gemacht haben. Ich liebe es, so Auto zu fahren. Über 2 Gebirgsketten geht es. Oben auf dem Pass der ersten machen wir einen kurzen Fotostopp wie vor einigen Jahren. Da hatte sich Gabi auch so in Pose geworfen und plötzlich war ein Kampfjet „zum Anfassen nah“ durch diese Schlucht gedonnert. Die üben hier nur, aber wir müssen heute noch darüber lachen, wie wir damals zusammengezuckt sind.

Bei der Anfahrt zur 2 Gebirgskette soll man die Klimaanlage ausschalten, um den Motor nicht zu überhitzen. Tun wir sicherheitshalber mal. Liegenbleiben wollen wir hier nicht. In steilen Kurven geht es bergan, CC auf 50 Mph - immerhin! Bergab geht es dann atemberaubend mit 65 Mph fast ausschließlich geradeaus. Die Straßen geht dabei von einer Welle in die nächste über. Achterbahn ist nichts dagegen.

An den Mesquite Flat Sand Dunes stoppen wir noch mal. Füße vertreten, ein paar Bilder machen. 44 Grad heiß ist es hier - beeindruckend, wenn du die Autotür deines klimatisierten CX-5 aufmachst und du gegen die Hitzewand knallst.

Die ehemalige Furnace Creek Ranch heißt heute „The Ranch at Death Valley“. Nobler Schuppen! Unser Zimmer ist außergewöhnlich schön und hat sogar eine Terrasse. Das allerbeste aber: Wifi mit Warp-Geschwindigkeit! Das hätte ich nie vermutet. Wie machen die das? Egal! Ratzfatz ist die Homepage hochgeladen und das war inzwischen schon eine Datenmenge. Fotos der vergangenen 4 Tage etc. Alles wieder im Lot.

Wir strolchen in der untergehenden Sonne durch die Anlage. Hier steht sogar eine alte Dampflok. Die ist Teil einer Ausstellung über Maschinen und Geräte, die früher hier zum Borax-Abbau genutzt wurden. Fragt nicht, was das ist - googelt es vielleicht mal und erzählt mir das.

Übrigens: ihr müsst euch oft „Zwinkersmileys“ hinter meinen Sätzen denken - die kann ich hier nur nicht einbauen - geht technisch nicht.

So: Bilder sind bearbeitet und Tagebuch ist geschrieben. Wir essen jetzt noch was mitgebrachtes und müssen noch entscheiden, ob wir heute Nacht Sterne gucken und fotografieren wollen. Bis morgen in Las Vegas!!

Tagesetappe: 368 Kilometer
Übernachtung:
The Ranch At Death Valley****, Highway 190, Death Valley, CA 92328

High Sierra

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Gabi am Elizabeth Lake, Yosemite NP, Toulumne Meadows, CA

Da wir gestern schon um halb 9 Uhr die Augen zugemacht haben, war es eine echt lange Nacht. Die Anstrengungen an der frischen Luft scheinen uns gut zu tun, viel Schlaf trägt sehr zur Erholung bei. Um 07:15 Uhr sind wir auf den Beinen, als Frühstück gibt es Kaffee, Nektarinen und recht gehaltvolle Kekse auf dem Zimmer. Währenddessen packen wir zusammen und um 08:15 Uhr rollen wir wieder Richtung Yosemite NP.

Dieses Mal geht es aber nicht geradeaus ins Valley, sondern links ab auf die Big Oak Flat Road, die uns in sanften Schwüngen hinauf zur Tioga-Pass-Road führt. Dabei halten wir kurz am Half Dome View an, der uns einen tollen Blick auf den imposanten Berg bietet, dem die Gletscher einst eine Hälfte abrasiert haben.

Hier ist wenig Verkehr und der ganze Tag steht glücklicherweise unter diesem Vorzeichen: nichts ist von dem Massenandrang zu spüren, den wir gestern erlebt haben. Am Olmsted Point muss man halten - die Aussichten sind fantastisch! Wir treiben uns etwas auf den glatt geschliffenen Felsplatten herum, posen um die Wette und fangen einige schöne Bilder ein. Riesige Felsbrocken haben die Gletscher hier von 20.000 Jahren liegen gelassen; eine irre Landschaft. Im Hintergrund zeigt sich ein letztes Mal der Half Dome - tolle Perspektive.

Der Tenaya Lake ist auch einen Stopp Wert, inzwischen haben wir eine Höhe von 9.000 Feet (3.000 Meter über N.N.) erreicht.

Hier in dieser Höhe erstrecken sich die „Toulumne Meadows“, sanft hügelige Wiesen, umrahmt von imposanten Bergen. Am gleichnamigen Visitor Center holen wir uns Rat zu einer passenden Wanderung ab und kurze Zeit später spazieren wir auf dem „Elizabeth Lake Trail“ dahin.

Puh, es geht stetig bergan und die dünne Luft macht sich bemerkbar. Wir lassen es langsam angehen und verschnaufen regelmäßig. Die Wanderung oberhalb 3.000 Metern hält meinen Puls beständig auf 130-140 bpm. Klasse, das ist Garant für beste Fettverbrenung, da kann ich mir das joggen sparen. Höhentraining „in thin air“! So erreichen wir bei bester Laune den Elizabeth Lake.

Auf dem Weg ist uns gerade mal eine handvoll Leute begegnet, hier tummeln sich vielleicht 8-10. Mit einem amerikanischen Paar kommen wir ins Gespräch. Er wundert sich, dass ich so eine fette Kamera mitschleppe. Sie empfehlen uns nachdrücklich, mal Urlaub in Alsaska zu machen. Denali NP! Im Sommer sei es dort von den Temperaturen her wie jetzt und man könne tolle Wildbeobachtungen machen - Grizzleys inklusive.

Bären treffen wir heute keine, obwohl überall Hinweise gegeben werden, wie wir uns zu verhalten hätten. Nun ja, immerhin ist unser Tiny Little Bear wieder dabei. Wir verputzen Trauben und Nüsse und achten auch darauf, genug Wasser zu trinken. Super schön ist es hier oben in der „High Sierra“ Nevada!

Nach gut drei Stunden sind wir wieder am Auto, 8,5 km waren das. Der Rückweg bergab war natürlich nicht mehr so anstrengend.

Die Tioga-Pass-Road ist einfach klasse und hoffentlich sind wir hier nicht zum letzten Mal gewesen. Wir fahren die Strecke gerne nochmal irgendwann. Und in einigen Tagen wird der Pass für den Winter geschlossen, denn der erste Schneefall wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Am Silver Lake Ressort machen wir einen kleinen Stopp. Hier haben wir 2013 Little Bear für Johanna gekauft und wir erzählen der Landeninhaberin die Geschichte vom kleinen Bären und dem Fotobuch. Als wir ihr dann noch den Kumpel „Tiny Little Bear“ vorstellen, ist sie völlig aus dem Häuschen. Ja - wir sind schon etwas bekloppt.

Das Motel 6 in Mammoth Lakes kennen wir bereits, die Sportsbar gegenüber noch nicht. Es ist erstaunlich frisch hier oben und wir kehren ein. Es läuft American Football, ausschließlich Einheimische verbringen hier ihren Sonntagabend und wir fühlen uns sehr wohl. Local Beer vom Fass, Wein für Gabi, Eine Riesenportion Nachos mit Jalapenos, Oliven, Käsesauce, Salsa und Pulled Pork für mich und ein klasse Burger für Gabi tun uns gut. Zum Abschluss gibt es noch einen local Whisky, der tatsächlich hier nebenan produziert wird. Außer Eiche und etwas Kräutern hat der aber nicht viel zu bieten, es fehlen die für die Schotten typischen, komplexen Fassaromen.

Ich beschließe, es für heute gut sein zu lassen, mache nur noch die Fotos fertig und entspanne dann so sehr, dass ich bereits um 20:30 Uhr die Augen schließe.

Tagesetappe: 185 Kilometer
Übernachtung:
Motel 6 Mammoth Lakes**, 3372 Main Street, Mammoth Lakes, CA 93546

Sunny Saturday in Yosemite

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Gabi on Top of Vernal Fall, Yosemite NP, CA

Das Wifi hier ist so langsam, dass an eine Aktualisierung der Reisehomepage nicht zu denken ist. Das muss ich auf einen der nächsten Tage verschieben.

Der heutige Tag ist schnell erzählt. Wie der Titel schon sagt: allerbestes Wetter in einem der allerbesten Nationalparks der USA. Und: Samstag! Das hatten wir bislang noch nicht, weil wir sonst samstags immer erst ein- oder zurückfliegen und damit ein Aufenthalt im Yosemite ausgeschlossen ist. Kurz gesagt: hier ist richtig was los, weil auch viele Amerikaner ihr Wochenende mit Touren im Park verbringen. Groß und Klein, Katz und Maus - volles Programm. Dabei ist Nachsaison und nicht Ferienzeit - dennoch: mega Betrieb.

Da haben wir definitiv alles richtig gemacht, schon um halb Acht aufzubrechen. Um diese Zeit bekommen wir problemlos einen Parkplatz im Yosemite Village. Auch einer der ersten Shuttlebusse ist zunächst noch mäßig bestetzt. Im Verlauf der Fahrt steigen aber so viele Frühaufsteher zu, dass die Fahrerin lautstark um „aufrücken“, „enger zusammenstehen“ und „jetzt ist die Zeit, mit dem Nachbarn zu kuscheln“ wirbt.

Unser Plan: noch einmal die schöne Wanderung zum Vernal Fall unter die Füße nehmen, dieses Mal aber mit der Variante, nicht bis zum Nevada Fall durchzustarten, sondern vorher wieder abzubiegen und die Runde damit kleiner zu halten. Zu Beginn ist es noch erfrischend frisch, als die Sonne dann durch das Blätterdach bricht, wird es richtig warm. Der Betrieb hält sich in Grenzen (für Gabi sind es aber schon viel zu viel Menschen), der Vernal Fall hat für diese Jahreszeit gut Wasser und ihn immer im Blick stapfen wir die extrem steilen Felsstufen hinauf. Das Ziel: die Kante, an der das Wasser abstürzt.

Im Juni 2016 sind wir den „Mist Trail“ abgestiegen und entsprechend der Jahreszeit hatte der Merced River richtig viel Wasser - da waren die Felsen glitschig und wir pitschenass vom Spray. Heute blieben wir trocken. Oben angekommen verschnaufen wir und machen uns anschließend über den John Muir Trail auf den Abstieg. Denken wir zumindest, aber der Weg füht noch geraume Zeit immer steil bergan. Das bringt unseren Kreislauf erneut mächtig in Schwung, beschert uns aber auch einige schöne Tiefblicke auf den Vernal Fall mit entsprechenden Fotos. Das es noch so hoch hinaus geht, hatten wir nicht gedacht.

Auch den Nevada Fall sehen wir auf dem Weg und kommen ihm verdächtig nahe. Insgsamt dann doch eine stramme Tour von 4 Stunden und etlichen Höhenmetern. Am Ende kommen wir in die Bereiche, in die „jede/r“ kommt, weil sie nicht weit weg sind vom Trailhead. Und da kann man nur von Menschenmassen sprechen. Hier schlägt der Samstag voll durch. Was nicht so schlimm wäre, aber einerseits meinen einige jüngere Zeitgenossen, ihre Umwelt (hier in dieser traumhaften Natur) mit heftigen Bässen belästigen zu müssen (tragbare Lautsprecher gehören verboten - außer auf unserer Terrasse) und andererseits kommen die Shuttlebusse einfach an ihre Grenzen. Wie mag das hier im Hochsommer sein?

Wir fahren zum Village zurück, essen Sandwiches und fahren dann noch einmal los mit einem Bus, weil es im Lone-Pine-Bereich einen Ranger-Walk zum Thema „Bären“ gibt. Die Busfahrt zieht sich aber und überall müssen Massen von Leuten ein- und aussteigen. So verpassen wir den Anfangszeitpunkt und beschließen, im Bus sitzen zu bleiben. Auf stundenlanges Schlangestehen später haben wir einfach keine Lust. Dafür sind wir noch eine Zusatzrunde durchs Valley gefahren und haben mit einer jungen Schweizerin gequatscht.

Also steigen wir dann doch ins Auto, um Heim zu fahren. Bei dem Verkehr hier hätte ich niemals gedacht, am „Valley View“ noch einen Parkplatz zu bekommen. Der liegt etwas vesteckt an der Straße auf dem Rückweg raus aus dem Park und ist einer der allerbesten Fotospots, die ich kenne. Aber oh Wuder: Parkplatz vorhanden und außer zwei Selfieknipsern kein Fotograf hier!

Die Gelegenheit wird genutzt: schnell ist das Stativ im Wasser aufgebaut, der Graufilter verschraubt und die Belichtungszeit ausgerechnet. Langzeitbelichtung macht das Wasser schön glatt und die Spiegelung von El Capitan und Halfdome gut sichtbar. Klasse, dass das noch geklappt hat.

In der View Lodge gibt es die Pizza, auf die ich mich schon gestern gefreut habe. Und obwohl auf fast allen Fotos Wasser zu sehen ist, trinken wir auf der Terrasse noch ein Glas Wein. 19:45 Uhr, ich bin fertig, muss nur noch das Tagebuch auf die Website basteln und dann ist Feierabend. Es ist dunkel und Gabi scheint neben mir im Liegestuhl eingeschlafen zu sein. Urlaub!

Morgen fahren wir erstmals über den Tioga-Pass auf die Ostseite der Sierra Nevada. Weitere Stunden im uns noch unbekannten Teil des Yosemite NP stehen uns dabei bevor - super!

So ganz kurz war der Bericht jetzt doch nicht, oder? Naja, ich übe noch, dafür habe ich mich bei den Fotos beherrscht.

Tagesetappe: 43 Kilometer
Übernachtung:
Yosemite View Lodge***, 11136 Highway 140, El Portal, CA 95318

Design

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Jürgen im Apple Park Visitor Center (Hintergrund: "Spaceship"), Cupertino, CA

Komischer Titel für einen schönen Tag? Keineswegs: Design stand heute im Mittelpunkt unserer Unternehmungen. Da war zunächst die Golden Gate Bridge, die für mich schönste Brücke der Welt (die ich bisher gesehen habe). Dass man die rote Farbe nur deshalb auswählte, weil das halt der Farbton des Rostschutzes war, finde ich unglaublich. Nichts anderes hätte so gut hierher gepasst. Und dass Apples Design ganz neue Maßstäbe setzt, zeigen sie mit dem neuen Apple Campus inkl. Visitor Center und „Spaceship“ in Cupertino sehr beeindruckend. Abends dann Design made by mother nature: Die Felswände des Yosemite Valley und der Bridalveil Fall - sagenhaft!

Fangen wir vorne an: die Nacht war sehr, sehr gut. Ob es daran liegt, dass wir einfach so kaputt sind und so viel Schlaf nachzuholen haben? Egal - das klappt hervorragend. Ich wache erst um 07:00 Uhr auf. Klasse! Gabi kocht einen Kaffee, ich packe zusammen, Um 08:00 Uhr ist das Auto hergerichtet und wir können starten. Für das Auto haben wir ein klares Konzept und nach dem ersten Einkauf gleich werden wir mühelos an Müllbeutel (aufgehängt zwischen den Kopfstützen, Zewarolle (gleich darunter), Wasservorräte (hinter dem Beifahrersitz) etc. herankommen.

Unser erster Weg führt uns nochmal zu „unserer“ Brücke; in knapp 10 Minuten sind wir am Viewpoint North. Die Golden Gate Bridge liegt im besten Sonnenlicht bei blauem Himmel vor uns und lässt sich perfekt ablichten. Es ist um diese frühe Zeit auch kaum jemand hier - sehr schön!

Dann rollen wir Richtung Süden; nächstes Ziel: der Apple Park im Silicon Valley, genauer gesagt in Cupertino. Hier hat Steve Jobs einst in einer Garage den ersten Mac erfunden (die haben wir 2012 besucht) und aktuell hat man hier das „Spaceship“ gebaut, ein futuristisches Bürogebäude für über 12.000 Mitarbeiter. Googelt das mal - ungaublich!

Nebenan steht das Visitor Center mit Apple Shop. Auch super designed, hier hat man sich über jede Kleinigkeit Gedanken gemacht. Das sieht alle so luftig und transparent aus, fasst sich super an und ist hell, freundlich und einfach perfekt. Von der Dachterrasse kann man einen kleinen Blick auf das Spaceship erhaschen. Unten steht ein Modell des Areals aus Metall und wenn man ein iPad in die Hand nimmt, sieht man plötzlich aus jedem Winkel alles real. Du kannst sogar die Dächer lupfen und in die Gebäude hineinsehen.

Wir schauen uns einen kleinen Vortrag über Selfies mit dem iPhone an, alles technisch perfekt unterstützt. Dabei laden wir die Updates unserer iPones auf iOS 13 herunter und installieren diese. Kaffee gibt es auch noch und so verbringen wir eine gute Zeit dort, quatschen mit den superfreundlichen Beratern und ich gönne mir noch eine neue Basecap, die es nur hier gibt. Mein älteres Modell aus 2012 hat deutliche Gebrauchsspuren.

Nächster Stop: ein Safeways in Cupertino. Wir kaufen alles ein, was wir so als Grundausstattung benötigen: 24 Pullen Wasser, ein Karton Wein, Obst, Chips, Nachos, Salsa, Zewa, Nüsse, Sandwiches und Sushi. Jawohl: auf der Weiterfahrt wird gebruncht - wir hatten ja noch kein Frühstück und es ist Mittagszeit. Gabi bereitet alles mundgerecht zu, ich fahre. Der Mix aus Sandwiches, Wraps und Sushi schmeckt uns richtig prima.

Die Landschaft ist geprägt von Landwirtschaft und wird zunehmend hügeliger. Blöderweise geht irgendwann die Ölwarnleuchte an. Wir checken das an einer Tankstelle - Ölstand sieht ok aus, ist aber schwierig zu sehen. Lampe aus. Später wieder: Lampe an. Nochmal Tankstelle; ich kaufe einen Liter Öl (9 $), fülle die Hälfte ein - jetzt ist Ruhe.

So kommen wir um kurz vor sechs in der Yosemite View Lodge an, kriegen als Wiederholungstäter ein schönes Zimmer, packen unsere Koffer rein und starten gleich durch in den Yosemite NP. Wir brauchen noch etwas Bewegung und das Licht sieht einfach zu schön aus. Also noch rd. 50 Meilen extra. Das hat sich aber sehr gelohnt!

Am Tunnel View warten einige Fotografen auf den Sonnenuntergang. Wir machen ein paar Bilder und fahren dann noch zum Bridalveil Wasserfall. Der Fels glüht förmlich im letzten Abendlicht. Dann dämmert es rasch. Wir spazieren noch etwas am Merced River entlang. Wo sich tagsüber größere Mengen Besucher tummeln ist es jetzt komplett leer. Der Wald duftet, die Geräusche der Natur tun ihr Übriges. Bald sehen wir kaum noch die Hand vor den Augen. Bären? Fehlanzeige, jedenfalls bei uns auf dem Weg. Um die Uhrzeit ist das auch besser so.

Auf der Rückfahrt ist es zappenduster. Wir sind durch für heute. Ich kümmere mich noch um die Bilder des Tages und das Tagebuch. Um 23:30 schließe auch ich die Augen. Gute Nacht!

Tagesetappe: 436 Kilometer
Übernachtung:
Yosemite View Lodge***, 11136 Highway 140, El Portal, CA 95318
© 2019 Gabi & Jürgen