Tagebuch




Ah-Shi-Sle-Pah

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Gabi in der Ah-Shi-Sle-Pah Wilderness, NM

Wir bummeln wieder in den Morgen hinein, genießen das Frühstück und versuchen, mit dem Geburtstagskind zu Hause zu skypen. Fehlanzeige, wahrscheinlich große Fete im Gange, happy birthday Marlene (& Hedy)!

Die Fahrt nach Durango heute ist sehr kurz, daher erlauben wir uns einen Abstecher in die „Ah-Shi-Sle-Pah Wilderness“. Indianischer Name, einen anderen gibt es nicht. Die 90 Meilen Umweg haben sich aber voll gelohnt!

Im Gegensatz zu den Bisti Badlands gestern ist die Ah-Shi-Sle-Pah Wilderness noch sehr unbekannt. Wir sind im Internet darauf gestoßen; der Weg dorthin ist Gott sei Dank eher beschwerlich - das reduziert den Andrang. Von Farmington fahren wir zumnächst nach Bloomfield. Zu der ganzen Sache hatte ich mir vorher folgendes notiert:

„Am einfachsten findet man das Gebiet, wenn man von Bloomfield aus auf der #550 nach Süden fährt bis zum Blanco Trading Post, der sich 28 Meilen südlich der Stadt befindet . Hier biegt man in der Nähe von Milepost 123 auf den Hwy #57 ab, eine breite Lehmpiste, die nach Westen führt und mit einem Schild ‚No access to Chaco Canyon' gekennzeichnet ist. Man folgt dieser in der Regel auch mit einem normalen PKW befahrbaren Dirt Road 18 Meilen nach Westen, bis man rechts einen schmalen Jeep Trail erkennt. Hier stellt man sein Fahrzeug ab.

Vom Parkplatz am Hwy #57 folgt man dem Jeeptrail eine halbe Meile nach Norden bis zum südlichen Canyonrim, der einen ersten beeindruckenden Überblick über das weitläufige Gebiet des Ah-Shi-Sle-Pah Wash bietet. Hier kann man nun mit etwas Vorsicht in den Wash hinunter klettern. Sanft geschwungene, ockerfarbene Hügel aus weichem Lehm bilden die südliche Kante des Ah-Shi-Sle-Pah Wash, der sich nach Westen zu immer weiter öffnet und schließlich nach fast zehn Meilen in den ebenfalls meist ausgetrockneten Chaco River mündet. Die interessantesten Steingärten, Riesenpilze und Hoodoos befinden sich direkt unterhalb der Abstiegsstelle in einigen Seitentälern des Ah-Shi-Sle-Pah Wash (sowie entlang einem etwa 100 Meter breiten und mehrere Meilen langen Streifen direkt unterhalb der Abbruchkante des Südrim, die sich vom Parkplatz aus etwa anderthalb Meilen Richtung Westen erstreckt).“


Passt perfekt! Die 18 Meilen auf dem sog. „Hwy. #57“ waren recht gut zu fahren. Allerdings ist höchste Aufmerksamkeit gefragt! die ersten 5 Meilen sind entgegen der Beschreibung noch geteert, beinhalten aber viele und gemeine, tiefe Schlaglöcher, dass man sich ohne Mühe ein Rad abreißen oder eine Achse brechen kann. Daher: Augen auf! Die Lehmpiste ist besser, du musst aber die richtige Geschwindigkeit finden. Zu langsam rüttelt dich völlig durch, zu schnell fegt dich von der Fahrbahn, wenn eine Kuppe, Kurve, Gegenverkehr (gab es nicht) oder ein Steinblock kommt.

Gleich zu Beginn des Fußwegs die ersten Knochen - abgenagt. Wildnis eben, ok! Gabi geht los, von hier aus siehst du den Rand des Washes nicht, oder besser gesagt, nur, wenn du weißt, dass er da ist.

Ins Wash hinunter zu klettern ist gar nicht so einfach - wir wollen ja nichts kaputt machen. Wieder heraus zu finden ist aber erst Recht kein Kinderspiel. Verlaufen wollen wir uns hier im Nirgendwo ganz sicher nicht. Die einzelnen „Seitentäler“ sind oft „Dead Ends“ und irgendwann kennst du zwar noch die grobe Richtung, aus der du kamst, mehr aber auch nicht.

Da der Ort noch unbekannt ist, ist hier nichts los. Erst ganz am Ende treffen wir ein junges Paar mit zwei Hunden. Sie klettern unbekümmert auf den Hoodos herum und meine eben noch empfundene Demut und Dankbarkeit für solche außergewöhnlichen Orte weicht einer Sorge um den Erhalt dieser Kostbarkeiten. Der Mensch wird auch diese Wunderwerke der Schöpfung noch kaputt kriegen - was Millionen von Jahre nicht geschafft haben.

Wir haben jedenfalls mächtig aufgepasst und nur schöne Fotos mitgenommen.

Nach 90 Minuten und 5 Kilometern an diesem tollen Ort: Rückfahrt nach Bloomfield wie die Hinfahrt. Von dort ist es nur noch eine kurze Strecke bis Durango und sobald wir Colorado erreichen ändert sich das Landschaftsbild schlagartig: die Berge der San Juan Mountains kommen in den Blick, Wald in leuchtenden Herbstfarben und selbst die Häuser sehen sofort gepflegter und anschaulicher aus.

Im Best Western bekommen wir ein riesiges Zimmer und setzen uns erst mal auf den Balkon. 15 Uhr ist es erst, super. Ein Gläschen Wein, ein paar Chips und der Blick auf den Wald. Dann kümmere ich mich um die ersten Fotos und das Tagebuch, gleichzeitig läuft eine Maschine Wäsche.

Gleich starten wir zu Fuß in die Stadt - mal sehen, was der Abend noch bringt - und das folgt nun hier:

Erstaunlich, dass es hier einen Bürgersteig für die 1,5 km vom Best Western in die Historic Downtown Durango gibt. In 20 Minuten sind wir mitten in der Altstadt. Den Weg werden wir morgen früh zum historischen Bahnhof nehmen - dazu morgen mehr.

Wir schlendern einmal 3 Blocks die Mainstreet rauf und runter, wundern uns über Menschen mit lebenden Schlangen um den Hals (diesmal keine Papageien) sowie etliche Cowboys und ergattern dann einen Tisch im „The Diamond Belle Saloon“ des (wiederum, sorry) historischen Strater Hotels. Hier erinnert alles an die Zeit um 1880. Ein Gemälde an der Wand zeigt eine Szene aus dieser Zeit, Theke, Tapete und Teppich (?) haben sich nicht verändert seit damals.

Am Piano wird Live-Musik geboten und die Bedienungen tragen traditionell Feder auf dem Kopf und Strumpfband am Bein. Wir stellen fest, dass unter den Gästen des voll besetzten Saloons mehr „Locals“ als Touristen sein dürften. Cowboyhüte überall, nur unsere liegen am Weinberg. Schließlich gibt es auch noch „Cowboy-Poetry“, einige Gedichte zum Zuhören. Zu den Restrooms muss man durch die Lobby des altehrwürdigen Hotels, absolut sehenswert!

Wir teilen uns ein Full Rack Baby Back Ribs, dazu eine große Portion Onion Rings. Gabi bekommt ihre Margarita, ich 2 verschiedene heimische Biere vom Fass. Nach dem Essen gönnen wir uns noch je einen „Buffalo Trace“ und „Old Forester“, schließlich haben wir heute ein Whisky-Tasting der „Fine Spirits II“ verpasst. Nochmals Grüße an den Club!

Ein super stilechter, gelungener Abend war das. Jetzt lassen wir den auf dem Balkon ausklingen, wenn das nicht zu frisch ist. Denn eins ist sicher: bei allem Sonnenschein und Wärme über Tag, spätestens abends ist hier schon Herbst.

Tagesetappe: 241 Kilometer
Übernachtung:
Best Western Durango Inn & Suites**, 21382 US Highway 160 W, Durango, CO 81303

Ein Tag im Westen …

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Gabi in der Bisti Badlands Wilderness, NM

… kann voll so unterschiedlicher Eindrücke sein! Schaut euch die Bilder an, dann wisst ihr, was ich meine.

Wieder lassen wir es ruhig angehen in der Thunderbird Lodge, trinken Kaffee auf dem Zimmer (eine Kaffeemaschine gehört hier inzwischen zum Standard in fast allen Motels), essen ein paar Kekse (von der Marke „pappsatt“) und knackige Trauben (bestimmt genmanipuliert, kenne ich so bissig nur von den Staaten) und bummeln in den Tag hinein.

Das WIFI hier war so müde, dass die ganze Nacht nicht ausgereicht hat, die Website hochzuladen. Neuer Versuch, immer noch langsam, doch gegen 9 Uhr schaltet es den Turbo ein. Alles gut!

Der Weg nach Farmington führt uns am North Rim des Canyon de Chelly NM entlang. Gute Planung ist doch alles! Es gibt drei Viewpoints, die wir alle anfahren und begehen. Zu sehen gibt es hier insbesondere Tiefblicke in den Canyon (von der anderen Seite) und diverse ehemalige Unterkünfte der Navajo Indianer. Am Horizont winken schon die Berge New Mexicos.

Der Mix aus rot und grün im Canyon de Chelly hat uns wirklich gut gefallen. Die Straße bis Farmington ist durchweg geteert, aber durchaus eng geschnitten. In zahlreichen kurzen Schwüngen zieht sich der Hwy #13 in die Berge hinauf. Dabei wechselt die Kullisse komplett: Hochwald, z.T. noch rote Felsen, hier hat aber der Herbst schon seinen Hauch hinterlassen, das erste Gelb ist zu sehen.

Auf dem Buffalo Pass, also oben angekommen, pfeift eine steife Brise. Weit entfernt lässt sich der Shiprock schon sehen, dem wir uns immer weiter nähern. Ein alter Bekannter, von uns auch liebevoll „Chipsrock“ genannt. Bei der Passage sind die frittierten Kartoffelscheiben ein Muss.

Im Ernst: der „Shiprock“ wurde von den Indianern so genannt, weil er sie an ein großes Schiff erinnerte. Geologisch ist das der Kern eines Vulkans, der erriodiert ist. Also: Hülle weg, Inhalt noch da. Seit Menschengedenken ist das eine wichtige Landmarke, an der sich alle orientieren konnten und können. Er ist wirklich sehr präsent in der weiten Ebene. Ansonsten ist hier nämlich vor allem eins: Himmel und Gegend!

Plötzlich ein Stau auf dem Hwy. - was ist los? Wenige Minuten später die Auflösung: Volksfest!! Eine Parade der Navajo mit Pferden mitten auf der Straße, am Wegesrand werden Buden und Fahrgeschäfte aufgebaut. Na dann viel Spaß am Wochenende!!

Unterwegs hatten wir an einer Tankstelle Kaffee bzw. Diet Coke gekauft und dazu als Zwischenmahlzeit ein „Corndog“ (Hotdog als Wurst am Stiel, ummantelt mit einer Art Krokette) und ein Burrito. Preis insgesamt: 4 $!!

Wir checken früh in Farmington ein, fahren dann noch zum Safeway - der Wein ist alle und hier gibt es wieder welchen (in einem mit Gittern abgetrennten Raum - good old New Mexico!). Dabei treffen wir die Oma, die mit ihrem Papagei zusammen einkaufen geht, sich gerne mit uns unterhält, über die bekloppten amerikanischen Autofahrerrüpel schimpft (haben wir noch nie so wahrgenommen) und sich gerne fotografieren lässt. Für die Website veröffentliche ich mal nur den Vogel, wer die klitzekleine Oma sehen will, möge sich melden …

Dann fahren wir die 45 Meilen in die Bisti Badlands hinaus, zum dritten Mal. Der Spot wird augenscheinlich populärer, bislang waren wir immer ganz allein hier in der Wüste. Ist aber immer noch mega entspannt. Wir treffen nur zwei Mädels aus Maine, die völlig unbedarft sind und den „Trail“ vermissen.

„Fehlanzeige“ sage ich und erläutere die Zusammenhänge. Pure Wilderness, keine Wege, keine Wegweiser, wer sich hier verläuft ist weg - Punkt. Ich bitte sie: „Watch your steps!“ (nicht Füße umknicken, nichts abbrechen, auf keine Klapperschlange treten). Die beiden trotten ab sofort treu hinter uns her - habe ich ihnen angeboten und sie scheinen recht dankbar.

Gut 90 Minuten streunen wir hier durch die Wüste - wir kennen uns ganz gut aus inzwischen und finden schöne Motive. Die Cracked Eggs haben wir immer noch nicht entdeckt. Also: weitere Internetrecherche und demnächst Versuch Nr. 4 starten.

Die Schatten werden lang, wir genießen die Einsamkeit und fahren später zurück nach Farmington. Der Ort bedeutet für uns traditionell: mexikanisch Essen im „Tequilla’s“. Gabi hat ganz hervorragende gemischte Meeresfrüchte auf Reis, ich „Shrimp Fajitas“, die ebenfalls super lecker daherkommen. Dazu Margartias und Draft Beer zu erschwinglichen Preisen und sehr guter Qualität. Immer wieder gerne!

Nun ist Feierabend - sagenhaft, wie abwechslungsreich ein Tag hier im Westen sein kann. Und diese „Cornsdogs“ sind wirklich gut. Hatten als Snack im Safeways noch 2 mitgenommen, je 1 $ und super lecker.

Ab morgen dann: Colorado und damit noch einmal ganz andere Landschaft und wahrscheinlich auch ganz andere klimatische Verhältnisse. See you!

Tagesetappe: 330 Kilometer
Übernachtung:
Comfort Inn Farmington***, 555 Scott Avenue, Farmington, NM 87401
© 2019 Gabi & Jürgen