Tagebuch




Scienic Rockies

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Wilkerson Pass (2.902 Meter über N.N.), Hwy. #24, CO

Nach dem Frühstück packen wir zusammen und brechen auf, wie zuletzt: in aller Ruhe. Heute ist mal wieder der Weg das Ziel. Und einmal mehr werden wir uns bewusst, welches Glück wir bislang mit dem Wetter und den sonstigen Bedingungen hatten.

Mein Navi spinnt zum ersten Mal rum und will mir weißmachen, die Straße durch die Rocky Mountains, die wir als Alternative zur schnellsten Route ausgesucht haben, sei gesperrt. Der Rezeptionist ist keine große Hilfe, Internetrecherchen bestätigen die Sperrung nicht. Auch der freundliche Tankwart weiß nix davon - also los.

Unser Plan: Über die Highways (die hier zweispurige Straßen sind) #17, #285 und #24 nach Colorado Springs. Wenn da eine Sperrung vorläge, bedeutete das stundenlange Umwege.

Die Fahrt über die #17 und auch später über die #285 führt durch „Flachland“, allerdings selbstverständlich mit hohen Bergen rechts und links. Und wieder müssen wir uns bewusst machen, dass der Eindruck täuscht. Fast den gesamten Urlaub hindurch waren wir durchweg auf gut über 2.000 Metern unterwegs, z.T. auch deutlich über 3.000 Metern. Unser Bett in den letzten beiden Nächsten stand z.B. auf 2.300 Metern über N.N. und die „Hochebene“ die ich gerade erwähnte, kletterte völlig unmerklich auf über 2.700 Meter hoch - immer gerade aus.

Weil mich das jetzt interessiert, habe ich mal meine tägliche GPS-Aufzeichnung daraufhin überprüft: Gestern sind wir über den Wilkerson Pass gefahren (2.902 Meter) und auch dabei ging es zunächst immer geradeaus, dann zum Schluss ein paar Kurven und du bist auf der Passhöhe. Hier sind die Bürgersteige schon hochgeklappt und ein Schild weist darauf hin, dass es im nächsten Frühjahr weiter geht. Wir halten dennoch und bestaunen die Fernsicht (am Horizont voraus zeigt sich schon „Pikes Peak“, der Hausberg von Colorado Springs) sowie die tolle Färbung der Birken.

Neben diesem Pass haben wir nach meinen Aufzeichnungen aber noch 3 weitere Passhöhen überquert, ohne dies überhaupt zu merken - das ist es, was ich meinte. Zu Hause werden wir uns dann wohl wieder auf „dickere Luft“ und echtes Flachland einstellen müssen. Die Leute hier lachen sich immer kaputt, wenn ich erzähle, dass wir am Niederrhein so auf 30 Metern über N.N. unterwegs sind.

Die ganze Strecke durch die Rockies ist ein Traum. Sie ist auch als „Scienic Byway“ ausgezeichnet, als landschaftlich schöne Strecke - völlig zu Recht.

Was gab es sonst noch? Ein weiteres National Monument, damit einen weiteren Stempel in unserem neuen „Passport-Book“ und neue Einsichten in versteinerte Bäume und Fossilien. Am Wegesrand befand sich nämlich das „Florissant Fossile Beds NM“.

Hier gibt es Fossilien in zwei Größenkategorien zu bestaunen: im Visitor Center eine erhebliche Anzahl von versteinerten Insekten, Fischen und ähnlichen Lebewesen. Und draussen auf den „One-Mile-Loop-Trails“ verteinerte Baumstümpfe, die ein ganz anderes Kaliber haben. Sehr sehenswert! Versteinerte Baumstämme (Logs) haben wir ja schön verschiedentlich bewundern können, u.a. sehr umfassend im „Petrified Forest NP“ bei Holbrock, AZ.

Solche Baunstümpfe sind allerdings neu und die sind wirklich gigantisch. Klar, sie stammen ja auch von Redwoods, die hier früher (wir reden wieder von einigen Millionen Jahren in der Zeit zurück) mal gestanden haben. Dann wieder: Vulkanismus, damit einhergehend Beaufschlagung (jetzt hat Gabi eine neue Vokabel gelernt, bestes Beamtendeutsch) der Flora und Fauna mit verschiedensten Mineralien aus der Vulkanasche, im Zusammenhang mit extremen Regenfällen und Schneeschmelzen große Ströme von „Vulkanmatsche“ (mit „Lahar“ hatte auch ich wieder ein neues Wort gelernt), die den Boden Meterhoch bedeckten und damit die Basis dafür bildeten, dass die Stümpfe heute noch zu sehen sind.

Die Mineralien drangen nämlich im Laufe der Zeit in die Zellen der Bäume ein, verdrängten das Wasser und ersetzten die Zellen schließlich - die Baumstümpfe versteinerten. Gut sehen kann man heute noch die Jahresringe und auf Tafeln wird erklärt, wie man dies alles erforscht und was es abzuleiten gibt.

Es ist wenig los hier und wir können und alles in Ruhe ansehen, inkl. eines 20-minütigen Films, der alles gut erklärt wie immer. Das ist ja super organisiert hier in den NP und NM. Zwei Schulbusse haben einen Haufen Kinder der ersten Klasse hergebracht und die erforschen mit ihren Lehrern alles ganz genau. Birgit hat die kleine „Karawane“ bereits entdeckt und fragt über Skype, was das sei. Sie kommen aus der „school of the woods“ (Waldschule), die ganz bewusst naturorientiert ist. Wartelisten gibt es für die Schule und die Schüler sind aufgeweckt und rührig - sobald aber der Lehrer das Wort ergreift sind ale aufmerksam und ruhig. Schöne Erfahrung, wir lauschen etwas mit!

So erreichen wir mit Colorado Springs mal wieder eine größere Stadt - brauchen wir eigentlich nicht, ist aber ein guter Endpunkt für den Rückflug ab Denver und hier waren wir immerhin noch nicht. Und: es gibt einen Apple-Store, den wir nach der Ankunft gleich aufsuchen. Gabi sucht schon seit Monaten ein schönes, neues Armband für ihre Apple Watch und schon in San Francisco hatten wir es gefunden: Schwarz-Pink, sieht echt super aus, war aber zu der Zeit noch nicht im Verkauf, auch in Cupertino noch nicht, auch in Las Vegas noch nicht (mein Gott, ist das lange her, war das in diesem Urlaub?) - aber jetzt! Erscheinungsdatum war 05.10.2019 und nun hat sie es.

Der Apple Store ist hier wieder in einer verhältnismäßig kleinen Mall untergebracht. Finde ich immer super: kostenlos parken, supersuper clean, „draußen“ und entspannt alles, ein Geschäft neben dem anderen. Und hier sind alle 20 Meter noch Bose-Lautsprecher in Bodennähe installiert, die die Atmosphäre mit relaxter Musik total angenehm abrundet (wer genau hinsieht, erkennt die grünen Lautsprecher auf meinem Bild vor dem Apple Store). 1A!

Unser Hotel ist ebenfalls groß und verfügt über eine Bar mit Restaurant. Wir erwischen noch die ausklingende „Happy Hour“ und damit auch mal angenehme Preise. Ich gönne mir ein gezapftes, lokales „IPA“ (Indian Pale Ale - Starkbier); die sind echt im Kommen, waren mir aber bislang auf der Reise zu alkoholisch. Auch die Burger sind richtig gut und preiswert.

Anschließend haben wir keine Lust mehr, uns an den Rechner zu setzen. Auf einem kinoverdächtigen Großbildschirm finden wir annehmbares Fernsehprogramm vom Bett aus. „Bohemian Rhapsody“ mal auf Englisch; ein guter Film mit weltklasse Musik von Queen. Anschließend noch etwas vom „Weißen Hai Teil 2“ und „man, fire, food“, einen BBQ-Klassiker, den wir auch zu Hause schon mal schauen (aus dem weißen Hai könnte man auch mal einen BBQ-Klassiker machen).

Das war ein weiterer toller Tag mit hervoragenden Aus- und Einblicken. Gute Entscheidung, Colorado wieder mit in die Reise einzubeziehen!

Tagesetappe: 331 Kilometer mit dem Auto
Übernachtung:
The Academy Hotel Colorado Springs****, 8110 North Academy Boulevard, Colorado Springs, CO 80920
© 2019 Gabi & Jürgen