Tagebuch
Ein Tag im Westen …
05.10.19 06:11
Gabi in der Bisti Badlands Wilderness, NM
… kann voll so unterschiedlicher Eindrücke sein! Schaut euch die Bilder an, dann wisst ihr, was ich meine.
Wieder lassen wir es ruhig angehen in der Thunderbird Lodge, trinken Kaffee auf dem Zimmer (eine Kaffeemaschine gehört hier inzwischen zum Standard in fast allen Motels), essen ein paar Kekse (von der Marke „pappsatt“) und knackige Trauben (bestimmt genmanipuliert, kenne ich so bissig nur von den Staaten) und bummeln in den Tag hinein.
Das WIFI hier war so müde, dass die ganze Nacht nicht ausgereicht hat, die Website hochzuladen. Neuer Versuch, immer noch langsam, doch gegen 9 Uhr schaltet es den Turbo ein. Alles gut!
Der Weg nach Farmington führt uns am North Rim des Canyon de Chelly NM entlang. Gute Planung ist doch alles! Es gibt drei Viewpoints, die wir alle anfahren und begehen. Zu sehen gibt es hier insbesondere Tiefblicke in den Canyon (von der anderen Seite) und diverse ehemalige Unterkünfte der Navajo Indianer. Am Horizont winken schon die Berge New Mexicos.
Der Mix aus rot und grün im Canyon de Chelly hat uns wirklich gut gefallen. Die Straße bis Farmington ist durchweg geteert, aber durchaus eng geschnitten. In zahlreichen kurzen Schwüngen zieht sich der Hwy #13 in die Berge hinauf. Dabei wechselt die Kullisse komplett: Hochwald, z.T. noch rote Felsen, hier hat aber der Herbst schon seinen Hauch hinterlassen, das erste Gelb ist zu sehen.
Auf dem Buffalo Pass, also oben angekommen, pfeift eine steife Brise. Weit entfernt lässt sich der Shiprock schon sehen, dem wir uns immer weiter nähern. Ein alter Bekannter, von uns auch liebevoll „Chipsrock“ genannt. Bei der Passage sind die frittierten Kartoffelscheiben ein Muss.
Im Ernst: der „Shiprock“ wurde von den Indianern so genannt, weil er sie an ein großes Schiff erinnerte. Geologisch ist das der Kern eines Vulkans, der erriodiert ist. Also: Hülle weg, Inhalt noch da. Seit Menschengedenken ist das eine wichtige Landmarke, an der sich alle orientieren konnten und können. Er ist wirklich sehr präsent in der weiten Ebene. Ansonsten ist hier nämlich vor allem eins: Himmel und Gegend!
Plötzlich ein Stau auf dem Hwy. - was ist los? Wenige Minuten später die Auflösung: Volksfest!! Eine Parade der Navajo mit Pferden mitten auf der Straße, am Wegesrand werden Buden und Fahrgeschäfte aufgebaut. Na dann viel Spaß am Wochenende!!
Unterwegs hatten wir an einer Tankstelle Kaffee bzw. Diet Coke gekauft und dazu als Zwischenmahlzeit ein „Corndog“ (Hotdog als Wurst am Stiel, ummantelt mit einer Art Krokette) und ein Burrito. Preis insgesamt: 4 $!!
Wir checken früh in Farmington ein, fahren dann noch zum Safeway - der Wein ist alle und hier gibt es wieder welchen (in einem mit Gittern abgetrennten Raum - good old New Mexico!). Dabei treffen wir die Oma, die mit ihrem Papagei zusammen einkaufen geht, sich gerne mit uns unterhält, über die bekloppten amerikanischen Autofahrerrüpel schimpft (haben wir noch nie so wahrgenommen) und sich gerne fotografieren lässt. Für die Website veröffentliche ich mal nur den Vogel, wer die klitzekleine Oma sehen will, möge sich melden …
Dann fahren wir die 45 Meilen in die Bisti Badlands hinaus, zum dritten Mal. Der Spot wird augenscheinlich populärer, bislang waren wir immer ganz allein hier in der Wüste. Ist aber immer noch mega entspannt. Wir treffen nur zwei Mädels aus Maine, die völlig unbedarft sind und den „Trail“ vermissen.
„Fehlanzeige“ sage ich und erläutere die Zusammenhänge. Pure Wilderness, keine Wege, keine Wegweiser, wer sich hier verläuft ist weg - Punkt. Ich bitte sie: „Watch your steps!“ (nicht Füße umknicken, nichts abbrechen, auf keine Klapperschlange treten). Die beiden trotten ab sofort treu hinter uns her - habe ich ihnen angeboten und sie scheinen recht dankbar.
Gut 90 Minuten streunen wir hier durch die Wüste - wir kennen uns ganz gut aus inzwischen und finden schöne Motive. Die Cracked Eggs haben wir immer noch nicht entdeckt. Also: weitere Internetrecherche und demnächst Versuch Nr. 4 starten.
Die Schatten werden lang, wir genießen die Einsamkeit und fahren später zurück nach Farmington. Der Ort bedeutet für uns traditionell: mexikanisch Essen im „Tequilla’s“. Gabi hat ganz hervorragende gemischte Meeresfrüchte auf Reis, ich „Shrimp Fajitas“, die ebenfalls super lecker daherkommen. Dazu Margartias und Draft Beer zu erschwinglichen Preisen und sehr guter Qualität. Immer wieder gerne!
Nun ist Feierabend - sagenhaft, wie abwechslungsreich ein Tag hier im Westen sein kann. Und diese „Cornsdogs“ sind wirklich gut. Hatten als Snack im Safeways noch 2 mitgenommen, je 1 $ und super lecker.
Ab morgen dann: Colorado und damit noch einmal ganz andere Landschaft und wahrscheinlich auch ganz andere klimatische Verhältnisse. See you!
Tagesetappe: 330 Kilometer
Übernachtung: Comfort Inn Farmington***, 555 Scott Avenue, Farmington, NM 87401
Navajo County
04.10.19 05:15
Gabi und Jürgen im Canyon de Chelly NM, AZ
Das Canyon de Chelly NM liegt ziemlich ab vom Schuss bzw. nicht gerade auf den üblichen Reiserouten durch den Südwesten. Wir hatten es jedenfalls bisher nicht geschafft, das irgendwie in den Vorjahren mit einzubauen - doch dieses mal haben wir es einfach so hingebogen.
Der Tag beginnt jedenfalls super relaxed. Wir haben es überhaupt nicht eilig und genießen noch eine ganze Zeit die Annehmlichkeiten des Bluff Gardens. Gabi hat aus den gestern Abend an der Tanke erworbenen Sandwiches mittels Sößchen und Toaster ein echt leckeres Frühstück gezaubert, das wir auf der Terrasse genießen. Ich bleibe anschließend noch sitzen und entspanne total. Gabi schreibt innen an ihrem Tagebuch und packt etwas zusammen.
Wir halten kurz am Twin Rock - gegenüber ist die Cow Canyon Trading Post mit dem verrosteten Chevy, den wir schon vor Jahren abgelichtet haben. Wie war das noch? Wüste konserviert? Tut sie! Der Chevy wird auch in 10 Jahren noch nicht weiter verostet sein, denke ich.
Auf den 90 Minuten Fahrt zum Canyon de Chelly halten wir an einem Punkt an, von dem wir einen tollen Blick auf knallrote Felsen haben. Völlig unnätürlich, besonders die Farbintensität - aber daran haben wir uns ja inzwischen gewöhnt.
Ansonsten befinden wir uns nun in Indianerland. Das zeigt sich z.B. auch an den Orten Mexican Water, Rock Point, Many Farms u.ä.. Alle bestehen aus einer Tankstelle mit angeschlossenem Shop und Restaurant sowie einer Wäscherei. Das ist es . In der Landschaft stehen lieblos einige Hütten. Alles wirkt ärmlich und nicht besonders attraktiv. Vielleicht wollen sie das aber auch so? Schwer einzuschätzen. Komisch allemal. In den Shops ist die Auswahl groß - ein Feierabendbier kannst du hier aber nirgendwo bekommen. Alkohol ist absolut tabu, zumindest offiziell. Gut, dass ich noch ein Fläschchen im Kofferraum habe, aber selbst das ist streng genommen illegal. Im Fahrgastraum darf übrigens in ganz Amerika kein Alkohol transportiert werden.
Utah liegt nun hinter uns, welcome to Arizona!
Wir sind früh dran in Chinle und stoppen kurz am Supermarkt. Leiharbeiter bieten sich an und sprechen auch uns an. Wir winken aber ab. Straßenköter (sorry, aber so muss man die armen Hunde bezeichnen) hatten wir bislang auch nie. Hier laufen überall welche rum. Wir holen uns kurz Rat und Sticker im Visitor Center und stoppen dann an der Thunderbird Lodge nebenan. Unser Quartier liegt innerhalb des National Monuments, das hatten wir noch nicht oft.
Wir versuchen unser Glück, früher einchecken zu können, leider erfolglos. Also fahren wir munter das South Rim ab. 17 Kilometer ist das lang. Auf Anraten der Rangerin stoppen wir an Viewpoint 1-3, fahren dann durch bis ganz hinten zum Spider Rock (7) und schauen uns dann von hinten noch 6 bis 4 an. Das Besondere am Canyon de Chelly ist der grün bewachsene Boden. Das ergibt ein ganz neues Bild mit den roten Felswänden.
Der Ton ist rauher hier: „Betreten verboten“, „Fotografieren nicht erlaubt“ (zum Teil) etc. Ansonsten heißt es in den Staaten eher „Bitte nicht …“. Und es wird an jedem Viewpoint davor gewarnt, Wertsachen im Auto liegen zu lassen - auch das ist völlig ungewöhnlich. Zum Abschluss wollen wir an Viewpoint 4 den mit zwei Stunden angesetzten „White House Ruins Trail“ hinab auf den Grund des Canyons machen. Aber mit unseren Koffern und sonstigen Dingen im Wagen kommt uns beiden das hier nicht ganz geheuer vor. Da es inzwischen drei Uhr geworden ist (hier in Arizona ist es eigentlich eine Stunde früher aber auch diesbezüglich gilt: Indianerland und daher keine Daylight saving time, also gleiche Uhrzeit wie in Utah) beziehen wir zunächst unser Zimmer.
Sehr schön, viel kleiner als im Bluff Gardens aber völlig ok. Fenster vergittert? Yes! Nun gut, dann sind unsere sieben Sachen ja nun völlig sicher aufgehoben und wir fahren die 10 Minuten zurück zum Trailhead. Ich brauche dringend Trainingsminuten.
Das Auto ist jetzt fast leer und wir machen uns an den Abstieg. Es ist inzwischen 17 Uhr und in 2 Stunden nahezu dunkel. Also beschließen wir, nach 45 Minuten umzukehren, egal wo wir sind. Es geht nämlich ziemlich zackig bergab, meist über griffigen Slickrock, seltener über Sand und Felsbrocken. Tolle Sicht, der Trail liegt nun komplett im Schatten. Nicht gut für Fotos, aber prima zum Wandern. Mensch, sind wir schnell unterwegs. Nach 30 Minuten stehen wir unten im Canyon.
Weiter geht es durch ein Wash (trockenes Flussbett) und dann zwichen den Bäumen hindurch. Diese leuchten mit den roten Felsen in der Abendsonne um die Wette. Die Ruins sind erreicht, die beiden indianischen Schmuckverkäufer beachten wir nicht weiter. Insgesamt ist der Canyon de Chelly sehr schwach besucht - liegt halt weit ab. Und dieser Trail ist der einzige, den man ohne Guide begehen darf! Für alles andere musst du Touren mit den Navajo buchen, insbesondere, wenn du in den Canyon willst! Muss man akzeptieren.
Nach den anvisierten 45 Minuten stehen wir schon wieder am Beginn des Aufstiegs. Na dann, auf geht’s. Mensch, das Höhentraining in der Sierra Nevada und in Utah hat echt was gebracht. Wir klettern unentwegt nach oben und klatschen nach 1:15 am Auto ab. Das hätten wir nicht gedacht. Tolle Wanderung in der Abendstimmung. Und sie wird uns den Canyon de Chelly ganz anders in Erinnerung behalten lassen. Ohne Wanderung wäre es eine schöne Anhäufung von Viewpoints mit kurzen Wegstrecken gewesen. Nun erinnern wir uns auf ewig an dien High-Speed-Hike in der Chelly-Südwand.
Darryl Warley singt „A good day to run“ - passt ganz gut! Glücklich und froh reiten wir in unserem CX-5 erneut der untergehenden Sonne entgegen, passieren die Lodge, fahren in den Ort, fangen im Supermarkt Hot Chicken Wings, China-Noodles und einen Burrito, verspeisen alles auf der Terrasse mit einem Fläschchen Bier bzw. einer Dose Gin-Tonic sowie Nachos und Salsa und sind nun um 21:15 Uhr auch mit der Website fertig.
Morgen geht es für eine Nacht nach New Mexico, dann nach Colorado. Die Gegend der roten Felsen lassen wir dann hinter uns, neuen Abenteuern entgegen.
Danke an Birgit für den Hinweis, dass man „Thriller“ mit 2 l schreibt. Eins war wohl in den Grand Canyon gefallen; das passiert übrigens durchschnittlich 16 Mal im Jahr, wie wir letzte Tage erfahren haben. Der Fehler war zu korrigieren und ist korrigiert - lässt sich leider nicht auf die Abstürze anwenden …
Das war ein Tag im Indianerland. Wie war das? „This land ist your land, this land is my land?“ Winnetou ist irgendwie anders …
Tagesetappe: 248 Kilometer
Übernachtung: Thunderbird Lodge****, Bia Indian Route 7, Chinle, AZ 86503
Thriller!
30.09.19 05:47
Jürgen am Grand Canyon North Rim, Toroweap Point, AZ
Crazy day! Unbelievable! Screaming! Adrealin pur!
Mit Steve von Dreamland Safari Tours zum Grand Canyon NP, genauer gesagt: zum „Toroweap Point“. Punkt 11 Uhr holt uns Steve ab und wir sind solo auf dieser Tour. Klasse!
Am den Grand Canyon NP haben wir bereits 5 Mal besucht, wenn ich mich recht erinnere. 3 Mal am Südrand, 2 Mal am Nordrand. Mit der Tour heute dürfte es dann „unentschieden“ stehen. Na ich weiß nicht, ich denke, das North Rim hat die Nase jetzt doch vorne. Wir haben die Tour gebucht, weil es vom Toroweap Point aus Tiefblicke auf den Colorado geben soll wie sonst nirgends. Und: hier kommt kaum einer hin, weil die Anfahrt so schwierig ist. Stimmt alles!
Steve ist gebürtig aus Manchaster, lebt aber schon seit seinen „mid-twenties“ in den Staaten und war uns gestern von Baylie schon als sehr netter Kerl beschrieben worden. Ist er wirklich und seinen Pickup beherrscht er auch tadellos. Hin- und Rückfahrt dauern rund 5 Stunden und wir unterhalten uns die meiste Zeit über alles mögliche.
Nach weinigen Meilen verlassen wir die befestigte Straße und biegen auf eine gravel road ab. 61 Meilen geht es nun bis zur Kante, die eine Weiterfahrt verhindert. Zunächst ist die Straße noch flüssig zu fahren, später muss er mit seinem Truck über Steine klettern und das ist wirklich nicht ohne. Rad für Rad tastet er sich manchmal hoch oder runter. Zweimal steigt er sogar aus, korrigiert die Stellung des Lenkrades und fährt dann beherzt weiter. Echte Kunst!
Zum Toroweap Point nur so viel: es war sehr windig und Steve hatte uns gesagt, das wir alle drei echt vorsichtig sein müssen, weil uns die starken Windböen schon heftig „pushen“ können. Wir waren sehr vorsichtig.
Der erste Blick in die Tiefe verschlägt uns den Atem. 1.000 Meter geht es senkrecht hinab. Steve zeigt uns zunächst an einer Seite unserer Parkposition, wie wir uns der Kante nähern können. Und dafür war er echt unbezahlbar. Vieles hätten wir ohne ihn nicht getraut.
Gabi schreit am Anfang noch etwas, zu viel Adrenalin. Das gibt sich aber schnell und später macht sie sogar Luftsprünge an der Kante. Ich robbe mich auch dem Bauch an die Kante, einfach zu windig. Kann dann aber ungehindert in die Tiefe fotografieren. Steve zeigt uns anschließend, wie wir über die riesigen Felsbrocken klettern können, immer an der Kante entlang. Und dabei ergeben sich weitere schöne Motive.
Boote sind auf dem Colorado unterwegs, so eine Fahrt dauert 6 Tage.
Zwischendurch machen wir uns Sandwiches und stärken uns, dann erkunden wir die andere Seite. 4 Stunden klettern wir so herum. Ziemlich anstrengend, auch der Wind macht uns hin und wieder zu schaffen. Und der Puls war immer hoch, ich hatte zwischendurch echt den Eindruck, das Adrenalin mache mich „high“.
Ein sagenhafter Tripp, der uns immer in Erinnerung bleiben wird. Und es ist wirklich so, dass du von den üblichen Aussichtspunkten aus immer nur über die Schlucht hinweg, selten aber mal bis unten zum Fluss schauen kannst. Hier hast du das volle Tiefenpanorama.
Schaut auf die Bilder, es ist wie immer nur eine kleine Auswahl, aber man kann dennoch nicht im entferntesten ermessen, wie es sich anfühlt, dort herumzuklettern und die Tiefblicke zu genießen. Das Gefühl kann kein Bild einfangen.
Abends hole ich im Supermarkt Salat, Eier und Wings. Wir essen wieder auf der Terrasse. Dabei ergibt sich noch ein längeres Gespräch mit unserem jungen Nachbarn Brandom. Der wohnt in California und ist Whiskyfan. Wir erzählen ihm von der Botschaft und mehr und er ist Feuer und Flamme. Da er ohnehin einen Deutschlandtripp plant, scheint das nun sein primäres Ziel. Herzlich willkommen!
Tagesetappe: 251 Kilometer (mit Dreamland Safari Tours)
Übernachtung: Red Canyon Cabins****, 843 E Highway 89, Kanab, UT 84741
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