Tagebuch
29 September 2019
Ein Tag im Westen …
05.10.19 06:11 Abgelegt in: Arizona | New Mexico
Gabi in der Bisti Badlands Wilderness, NM
… kann voll so unterschiedlicher Eindrücke sein! Schaut euch die Bilder an, dann wisst ihr, was ich meine.
Wieder lassen wir es ruhig angehen in der Thunderbird Lodge, trinken Kaffee auf dem Zimmer (eine Kaffeemaschine gehört hier inzwischen zum Standard in fast allen Motels), essen ein paar Kekse (von der Marke „pappsatt“) und knackige Trauben (bestimmt genmanipuliert, kenne ich so bissig nur von den Staaten) und bummeln in den Tag hinein.
Das WIFI hier war so müde, dass die ganze Nacht nicht ausgereicht hat, die Website hochzuladen. Neuer Versuch, immer noch langsam, doch gegen 9 Uhr schaltet es den Turbo ein. Alles gut!
Der Weg nach Farmington führt uns am North Rim des Canyon de Chelly NM entlang. Gute Planung ist doch alles! Es gibt drei Viewpoints, die wir alle anfahren und begehen. Zu sehen gibt es hier insbesondere Tiefblicke in den Canyon (von der anderen Seite) und diverse ehemalige Unterkünfte der Navajo Indianer. Am Horizont winken schon die Berge New Mexicos.
Der Mix aus rot und grün im Canyon de Chelly hat uns wirklich gut gefallen. Die Straße bis Farmington ist durchweg geteert, aber durchaus eng geschnitten. In zahlreichen kurzen Schwüngen zieht sich der Hwy #13 in die Berge hinauf. Dabei wechselt die Kullisse komplett: Hochwald, z.T. noch rote Felsen, hier hat aber der Herbst schon seinen Hauch hinterlassen, das erste Gelb ist zu sehen.
Auf dem Buffalo Pass, also oben angekommen, pfeift eine steife Brise. Weit entfernt lässt sich der Shiprock schon sehen, dem wir uns immer weiter nähern. Ein alter Bekannter, von uns auch liebevoll „Chipsrock“ genannt. Bei der Passage sind die frittierten Kartoffelscheiben ein Muss.
Im Ernst: der „Shiprock“ wurde von den Indianern so genannt, weil er sie an ein großes Schiff erinnerte. Geologisch ist das der Kern eines Vulkans, der erriodiert ist. Also: Hülle weg, Inhalt noch da. Seit Menschengedenken ist das eine wichtige Landmarke, an der sich alle orientieren konnten und können. Er ist wirklich sehr präsent in der weiten Ebene. Ansonsten ist hier nämlich vor allem eins: Himmel und Gegend!
Plötzlich ein Stau auf dem Hwy. - was ist los? Wenige Minuten später die Auflösung: Volksfest!! Eine Parade der Navajo mit Pferden mitten auf der Straße, am Wegesrand werden Buden und Fahrgeschäfte aufgebaut. Na dann viel Spaß am Wochenende!!
Unterwegs hatten wir an einer Tankstelle Kaffee bzw. Diet Coke gekauft und dazu als Zwischenmahlzeit ein „Corndog“ (Hotdog als Wurst am Stiel, ummantelt mit einer Art Krokette) und ein Burrito. Preis insgesamt: 4 $!!
Wir checken früh in Farmington ein, fahren dann noch zum Safeway - der Wein ist alle und hier gibt es wieder welchen (in einem mit Gittern abgetrennten Raum - good old New Mexico!). Dabei treffen wir die Oma, die mit ihrem Papagei zusammen einkaufen geht, sich gerne mit uns unterhält, über die bekloppten amerikanischen Autofahrerrüpel schimpft (haben wir noch nie so wahrgenommen) und sich gerne fotografieren lässt. Für die Website veröffentliche ich mal nur den Vogel, wer die klitzekleine Oma sehen will, möge sich melden …
Dann fahren wir die 45 Meilen in die Bisti Badlands hinaus, zum dritten Mal. Der Spot wird augenscheinlich populärer, bislang waren wir immer ganz allein hier in der Wüste. Ist aber immer noch mega entspannt. Wir treffen nur zwei Mädels aus Maine, die völlig unbedarft sind und den „Trail“ vermissen.
„Fehlanzeige“ sage ich und erläutere die Zusammenhänge. Pure Wilderness, keine Wege, keine Wegweiser, wer sich hier verläuft ist weg - Punkt. Ich bitte sie: „Watch your steps!“ (nicht Füße umknicken, nichts abbrechen, auf keine Klapperschlange treten). Die beiden trotten ab sofort treu hinter uns her - habe ich ihnen angeboten und sie scheinen recht dankbar.
Gut 90 Minuten streunen wir hier durch die Wüste - wir kennen uns ganz gut aus inzwischen und finden schöne Motive. Die Cracked Eggs haben wir immer noch nicht entdeckt. Also: weitere Internetrecherche und demnächst Versuch Nr. 4 starten.
Die Schatten werden lang, wir genießen die Einsamkeit und fahren später zurück nach Farmington. Der Ort bedeutet für uns traditionell: mexikanisch Essen im „Tequilla’s“. Gabi hat ganz hervorragende gemischte Meeresfrüchte auf Reis, ich „Shrimp Fajitas“, die ebenfalls super lecker daherkommen. Dazu Margartias und Draft Beer zu erschwinglichen Preisen und sehr guter Qualität. Immer wieder gerne!
Nun ist Feierabend - sagenhaft, wie abwechslungsreich ein Tag hier im Westen sein kann. Und diese „Cornsdogs“ sind wirklich gut. Hatten als Snack im Safeways noch 2 mitgenommen, je 1 $ und super lecker.
Ab morgen dann: Colorado und damit noch einmal ganz andere Landschaft und wahrscheinlich auch ganz andere klimatische Verhältnisse. See you!
Tagesetappe: 330 Kilometer
Übernachtung: Comfort Inn Farmington***, 555 Scott Avenue, Farmington, NM 87401
Navajo County
Gabi und Jürgen im Canyon de Chelly NM, AZ
Das Canyon de Chelly NM liegt ziemlich ab vom Schuss bzw. nicht gerade auf den üblichen Reiserouten durch den Südwesten. Wir hatten es jedenfalls bisher nicht geschafft, das irgendwie in den Vorjahren mit einzubauen - doch dieses mal haben wir es einfach so hingebogen.
Der Tag beginnt jedenfalls super relaxed. Wir haben es überhaupt nicht eilig und genießen noch eine ganze Zeit die Annehmlichkeiten des Bluff Gardens. Gabi hat aus den gestern Abend an der Tanke erworbenen Sandwiches mittels Sößchen und Toaster ein echt leckeres Frühstück gezaubert, das wir auf der Terrasse genießen. Ich bleibe anschließend noch sitzen und entspanne total. Gabi schreibt innen an ihrem Tagebuch und packt etwas zusammen.
Wir halten kurz am Twin Rock - gegenüber ist die Cow Canyon Trading Post mit dem verrosteten Chevy, den wir schon vor Jahren abgelichtet haben. Wie war das noch? Wüste konserviert? Tut sie! Der Chevy wird auch in 10 Jahren noch nicht weiter verostet sein, denke ich.
Auf den 90 Minuten Fahrt zum Canyon de Chelly halten wir an einem Punkt an, von dem wir einen tollen Blick auf knallrote Felsen haben. Völlig unnätürlich, besonders die Farbintensität - aber daran haben wir uns ja inzwischen gewöhnt.
Ansonsten befinden wir uns nun in Indianerland. Das zeigt sich z.B. auch an den Orten Mexican Water, Rock Point, Many Farms u.ä.. Alle bestehen aus einer Tankstelle mit angeschlossenem Shop und Restaurant sowie einer Wäscherei. Das ist es . In der Landschaft stehen lieblos einige Hütten. Alles wirkt ärmlich und nicht besonders attraktiv. Vielleicht wollen sie das aber auch so? Schwer einzuschätzen. Komisch allemal. In den Shops ist die Auswahl groß - ein Feierabendbier kannst du hier aber nirgendwo bekommen. Alkohol ist absolut tabu, zumindest offiziell. Gut, dass ich noch ein Fläschchen im Kofferraum habe, aber selbst das ist streng genommen illegal. Im Fahrgastraum darf übrigens in ganz Amerika kein Alkohol transportiert werden.
Utah liegt nun hinter uns, welcome to Arizona!
Wir sind früh dran in Chinle und stoppen kurz am Supermarkt. Leiharbeiter bieten sich an und sprechen auch uns an. Wir winken aber ab. Straßenköter (sorry, aber so muss man die armen Hunde bezeichnen) hatten wir bislang auch nie. Hier laufen überall welche rum. Wir holen uns kurz Rat und Sticker im Visitor Center und stoppen dann an der Thunderbird Lodge nebenan. Unser Quartier liegt innerhalb des National Monuments, das hatten wir noch nicht oft.
Wir versuchen unser Glück, früher einchecken zu können, leider erfolglos. Also fahren wir munter das South Rim ab. 17 Kilometer ist das lang. Auf Anraten der Rangerin stoppen wir an Viewpoint 1-3, fahren dann durch bis ganz hinten zum Spider Rock (7) und schauen uns dann von hinten noch 6 bis 4 an. Das Besondere am Canyon de Chelly ist der grün bewachsene Boden. Das ergibt ein ganz neues Bild mit den roten Felswänden.
Der Ton ist rauher hier: „Betreten verboten“, „Fotografieren nicht erlaubt“ (zum Teil) etc. Ansonsten heißt es in den Staaten eher „Bitte nicht …“. Und es wird an jedem Viewpoint davor gewarnt, Wertsachen im Auto liegen zu lassen - auch das ist völlig ungewöhnlich. Zum Abschluss wollen wir an Viewpoint 4 den mit zwei Stunden angesetzten „White House Ruins Trail“ hinab auf den Grund des Canyons machen. Aber mit unseren Koffern und sonstigen Dingen im Wagen kommt uns beiden das hier nicht ganz geheuer vor. Da es inzwischen drei Uhr geworden ist (hier in Arizona ist es eigentlich eine Stunde früher aber auch diesbezüglich gilt: Indianerland und daher keine Daylight saving time, also gleiche Uhrzeit wie in Utah) beziehen wir zunächst unser Zimmer.
Sehr schön, viel kleiner als im Bluff Gardens aber völlig ok. Fenster vergittert? Yes! Nun gut, dann sind unsere sieben Sachen ja nun völlig sicher aufgehoben und wir fahren die 10 Minuten zurück zum Trailhead. Ich brauche dringend Trainingsminuten.
Das Auto ist jetzt fast leer und wir machen uns an den Abstieg. Es ist inzwischen 17 Uhr und in 2 Stunden nahezu dunkel. Also beschließen wir, nach 45 Minuten umzukehren, egal wo wir sind. Es geht nämlich ziemlich zackig bergab, meist über griffigen Slickrock, seltener über Sand und Felsbrocken. Tolle Sicht, der Trail liegt nun komplett im Schatten. Nicht gut für Fotos, aber prima zum Wandern. Mensch, sind wir schnell unterwegs. Nach 30 Minuten stehen wir unten im Canyon.
Weiter geht es durch ein Wash (trockenes Flussbett) und dann zwichen den Bäumen hindurch. Diese leuchten mit den roten Felsen in der Abendsonne um die Wette. Die Ruins sind erreicht, die beiden indianischen Schmuckverkäufer beachten wir nicht weiter. Insgesamt ist der Canyon de Chelly sehr schwach besucht - liegt halt weit ab. Und dieser Trail ist der einzige, den man ohne Guide begehen darf! Für alles andere musst du Touren mit den Navajo buchen, insbesondere, wenn du in den Canyon willst! Muss man akzeptieren.
Nach den anvisierten 45 Minuten stehen wir schon wieder am Beginn des Aufstiegs. Na dann, auf geht’s. Mensch, das Höhentraining in der Sierra Nevada und in Utah hat echt was gebracht. Wir klettern unentwegt nach oben und klatschen nach 1:15 am Auto ab. Das hätten wir nicht gedacht. Tolle Wanderung in der Abendstimmung. Und sie wird uns den Canyon de Chelly ganz anders in Erinnerung behalten lassen. Ohne Wanderung wäre es eine schöne Anhäufung von Viewpoints mit kurzen Wegstrecken gewesen. Nun erinnern wir uns auf ewig an dien High-Speed-Hike in der Chelly-Südwand.
Darryl Warley singt „A good day to run“ - passt ganz gut! Glücklich und froh reiten wir in unserem CX-5 erneut der untergehenden Sonne entgegen, passieren die Lodge, fahren in den Ort, fangen im Supermarkt Hot Chicken Wings, China-Noodles und einen Burrito, verspeisen alles auf der Terrasse mit einem Fläschchen Bier bzw. einer Dose Gin-Tonic sowie Nachos und Salsa und sind nun um 21:15 Uhr auch mit der Website fertig.
Morgen geht es für eine Nacht nach New Mexico, dann nach Colorado. Die Gegend der roten Felsen lassen wir dann hinter uns, neuen Abenteuern entgegen.
Danke an Birgit für den Hinweis, dass man „Thriller“ mit 2 l schreibt. Eins war wohl in den Grand Canyon gefallen; das passiert übrigens durchschnittlich 16 Mal im Jahr, wie wir letzte Tage erfahren haben. Der Fehler war zu korrigieren und ist korrigiert - lässt sich leider nicht auf die Abstürze anwenden …
Das war ein Tag im Indianerland. Wie war das? „This land ist your land, this land is my land?“ Winnetou ist irgendwie anders …
Tagesetappe: 248 Kilometer
Übernachtung: Thunderbird Lodge****, Bia Indian Route 7, Chinle, AZ 86503
„All die Augenblicke …“
03.10.19 05:04 Abgelegt in: Utah
Jürgen am Lake Powell und Colorado River, Hwy. #95, UT
Das Frühstück mit French Toast, Rührei und Bacon etc. ist wieder klasse und wir klönen mit Ann und Bob. Vorher war schon alles gepackt und um halb 10 Uhr sind wir unterwegs. Wir lassen uns jetzt morgens mehr Zeit als früher.
Am Panorama Point des Capitol Reef NP stoppen wir kurz, frisch ist es hier, aber wir befinden uns ja immer noch auf rd. 2.300 Metern über NN. Der Hwy. #24 steht der #12 in nichts nach und das ist einfach die perfekte Kombi.
Bald erreichen wir Hanksville, wo wir im „Whispering Sands“ mehrfach übernachtet haben. Middle of nowhere! Und gleich nebenan ist die Tankstelle und der „Burger Shak“ von Stan, wo wir schon mehrfach zu Abend gegessen oder gefrühstückt haben. Ehrensache, dass wir kurz einkehren, tanken müssen wir ohnehin. Und dabei erstehen wir die ersten Souveniers des Tages, die uns hier auch direkt nützlich sind. Wir gönnen uns 2 Yeti-Rumbler - das sind Becher, in denen Heißes heiß und Kaltes kalt bleibt. Farbauswahl: Canyonred und Brickred. Die erste Befüllung gibt es gratis dazu. So können wir jetzt im Rest des Urlaubs auf Plastikbecher verzichten und zu Hause werden sich die beiden auch nützlich machen.
Der Hwy. #95 E schließt sich in Punkto Landschaftsästhetik nahlos an seine Vorgänger an. Wir fahren hier auch deswegen so gerne, weil kaum was los ist hier. Wir sehen über 150 km kaum ein anderes Auto. Und schaut euch mal die Fotos vom Viewpoint des Lake Powell an - ist das nicht traumhaft? Bedenklich ist nur, dass der See so wenig Wasser führt. Das macht nachdenklich!
Wir besuchen nochmal das „Natural Bridges NM“ und statten natürlich auch dem Visitor Center einen Besuch ab. Nächstes Souvenier: „Passport to your National Parks - Collector’s Edition“. In das Buch kann man an die vorgesehenen Stellen Sticker der National Parks und National Monuments kleben und daneben den passenden Tagesstempel einfügen. Jetzt sind die letzten 9 Jahre umsonst gewesen, alles noch mal von vorne. Müssen jetzt überall nochmal hin und die Stempel abholen! Na gut, Gabi hat viele im Tagebuch, die können wir scannen und einkleben.
Per Sipapu Bridge Trail gelangen wir zur gleichnamigen Brücke. Ziemlich steil, einige leitern, auch Tiny Little Bear ist weider dabei. Die Brücke ist 70 Meter hoch und hat fast die gleiche Spannweite. Gigantisch! Der Unterschied zwischen einem Arch und einer Natural Bridge? Die Brücken sind durch Wasserkraft entstanden, die Arches wurden von Wind und Frost gebildet. Mit einer Stunde ist der Trail ausgezeichnet, wir sind in 58 Minuten wieder oben - und das in unserem Alter.
Über den Moki Dugway, diese unbefestigte und steil abfallende Serpentinenstrecke fahren wir hinunter ins Valley of the Gods. Die weite Ebene kann man schon von oben gut sehen.
Obwohl es schon fast fünf ist - die Fahrt durchs Valley of the Gods lassen wir uns nicht entgehen. Die Bedingungen sind optimal und die Zusatzstunde hängen wir gerne an. In der Abendsonne glühen die roten Felsen und wetteifern mit dem stahlblauen Himmel.
Es ist der kleine Bruder vom Monument Valley und dieses zeigt sich später auch schon am Horizont. Habe das mal wieder in schwarz-weiß entwickelt. Die Fahrt ist eine einzige Achterbahn auf schwierigem Geläuf. Mal taste ich mich langsam über eine Kuppe - du sieht nicht, wie es dahinter weiter geht und der Untergrund ist z.T. steinig und rauh. Dann geht es wieder flott daher und der CX-5 hüpft nur so über die Wellen. Gabi übernimmt immer öfter den Fotopart, während ich mich ums Auto kümmere. Die Bilder aus dem Valley of the Gods sind fast alle von ihr gemacht.
Die Unterkunft in Bluff ist super: Bluff Gardens. Wir haben eine Cabin mit 3 Zimmern: großes Wohnzimmer mit klasse Küche, Schlafzimmer und Bad. Dazu eine Terrasse, auf der wie eine Pizza verspeisen. Alles prima!
Wie sang Wolfgang Niedecken heute morgen?
„Geht klar, keine Frage – es ist alles okay, auch die kostbarsten Momente gehen vorbei. Schon klar, doch – hey – das tut nicht mal weh. All die Augenblicke nimmt mir keiner mehr. Ganz bestimmt, die nimmt mir keiner mehr!“
Das könnte ein Motto unseres Urlaubs sein: genießen wir die Augenblicke, die Großen und die Kleinen, denn die nimmt uns keiner mehr - genug davon erleben wir jeden Tag.
Und Jason Mraz brachte dies heute Nachmittag anders auf den Punkt: „Living in the moment“! We do!!
Tagesetappe: 354 Kilometer
Übernachtung: Bluff Gardens, 550 East Main, Bluff, UT 84512
Tiny Little Mensch
02.10.19 03:07 Abgelegt in: Utah
Gabi auf dem Casidy Arch Trail, Capitol Reef NP, UT
Schon wieder so ein komischer Titel? Passt aber zu den Fotos des Tages. „Mensch, sind wir klein“, könnte man auch sagen! In dieser gigantischen Landschaft wirkt der Mensch oft verloren und klein, fühlt sich aber großartig.
Die Nacht war mäßig, dafür ist das Frühstück um so besser. Das ist u.a. das Schöne an einem B&B: man sitzt morgens mit den anderen Gästen am Tisch und ist sofort im Gespräch. Wir können einem Paar aus den benachbarten Niederlanden noch ein paar Tipps für die nächsten Tage mit auf den Weg geben. Bob und Ann aus Virginia wundern sich, wie viel wir von ihrem Land schon gesehen haben und wie gut wir uns auskennen. Dafür sind die beiden aber auch fleißige Reisende - zweimal jährlich geht es alleine nach Europa. Hut ab! Es gibt mit Bacon und Spiegelei belegte Riesencroissants, dazu frisches Obst, Melone, Kaffee, Säfte und Cereals. Super Grundlage für den Tag.
Es sind nur gut 10 Minuten bis zum Capitol Reef NP, für den wir heute viel Zeit haben. Einiges kennen wir schon, daher holen wir uns im Visitor Center Tipps für Hikes. Den Anfang macht dann aber ein Ranger-Talk vor dem Visitor Center. Es geht um die Geologie der „Waterpocket Fold“, denn der Nationalpark ist ein Teil dieser riesigen Erdfalte -sehr anschaulich erklärt von der netten, jungen Rangerin. Dabei kommt auch wieder das Gesteinsschichten-Präsentations-Kissen (Vokabel von Gabi) zum Einsatz, mit dem uns der Entstehungsprozess vor einigen Jahren hier schon mal erläutert wurde.
19 Layer hat die Falte. In jedem Nationalpark gibt es diese schönen Flyer und die Rangerin (sie ist Geologin) hat sich für diese Vorträge den Spaß gemacht, für die verschiedenen Zeiträume vor Millionen von Jahren eigene Flyer nachzubauen. Super! Zuerst war hier ein Ozean, sofern man von „hier“ sprechen kann. Utah lag nämlich mal am Äquator. Es folgten für Millionen von Jahren jeweils eine Strandlandschaft, eine Sumpflandschaft und eine riesige Wüste. So entwickelten sich die 19 Gesteinsschichten. Und durch die tektonischen Plattenverschiebungen faltete sich die ganze Sache auf - Errosion und etwas Vulkanismus taten ihr Übriges. Eigentlich ganz einfach.
Wir fahren zum Trailhead des Cassidy Arch Trail und Grand Wash Trail. Zuerst nehmen wir den Aufstieg zum Arch in Angriff. Puh, schweißtreibend und steil. Es geht zunächst sehr zügig in die Höhe. Gesteinsstufen könnte man das nennen, es ist eine lustige Kraxelei. Weiter oben geht es dann etwas weniger Steil zu, dafür aber nicht minder anspruchsvoll. Fuß umschlagen wäre hier ein Leichtes. Verlaufen auch - es gibt aber viele „Steinmännchen“, die insbesondere auf dem Rückweg sehr hilfreich sind. Viel Weg geht über „Slickrock“, gerade steht oder geht man dabei selten. Meine Schusohlen sind sicher wieder einige Milimeter dünner geworden, die Trekkingschuhe sind nach dem Urlaub „auf“, so viel ist sicher. Das Gestein leuchtet hier in allen Farben und der Trail ist sicher der abwechslungsreichste unseres bisherigen Urlaubs.
Einmal müssen wir richtig kraxeln, schwierige Stelle an einem größeren Block, dann erreichen wir den Cassidy Arch. Wow, super Ausblick! Nun sind wir noch nie auf einen solchen Arch hinaufgestiegen, tut man normalerweise auch nicht. Hier ist das anders, denn die Rangerin im Visitor Center meinte, dass sei kein Problem. Also mache ich den Anfang und possiere etwas auf dem Arch. Gabi schreit, ich soll nicht so nah an die Kante gehen, dabei sieht ihre Position aus meiner Sicht fast (??) viel schlimmer aus. Ich habe mal mit dem iPhone ein Bild von ihr gemacht. Sie macht seelenruhig Bilder.
Anschließend möchte sie es auch versuchen, wir tauschen die Positionen und sie fängt schon wieder an zu hüpfen. Nicht zu glauben! Keine Sorge: wir hatten das völlig im Griff! Aber klein ist man hier in dieser Kullisse, winzig klein!
Der Rückweg nimmt die gleiche Wegführung wie der Hinweg, ist aber natürlich dennonch völlig anders. Der Trail macht uns riesigen Spaß und nach 2,5 Stunden, 6,5 Kilometern und mächtig vielen Höhenmetern stehen wir wieder im Wash? Zurück zum Auto?
Nein, wir nehmen auch den Grand Wash Trail noch in Angriff, wo wir doch einmal hier sind. Der ist eben und total „easy“. Flashfloodgefahr besteht keine, da es hier seit Wochen nicht geregnet hat. Immer näher rücken die steilen Felswände zusammen, „Narrows“ heißen sie deswegen auch.
Am Ende des Trails drehen wir um und gehen zurück zum Trailhead. 11,7 km zeigt meine Uhr nun an. Die Füße merken wir gut und es reicht für heute.
Also fahren wir noch zu den Petroglyphs, den Felszeichnungen, wo es um 15 Uhr noch einen weiteren Rangertalk gibt. Weitere 30 Minuten erfahren wir alles über die frühe Besiedlung des Freemont River hier in dieser fruchtbaren Senke; Anschauungsmaterial inklusive. Und da sind natürlich die Felszeichnungen, die erläutert werden. Von 300-1.300 n.Chr. wohnten hier Leute in einfachsten Verhältnissen. Sie hatten dennoch alles, was sie zum Leben brauchten: Wasser, Food, Tools (Pfeilspitzen, Tonkrüge, Weidenkörbe) und Schutz in sog. „Pithouses“. Alles super interessant.
Dann fahren wir noch kurz zum Giffordhouse, wo man frischen Kuchen mit Früchten dieser Gegend kaufen kann. Wir erstehen einen Cherry-Pie (Apfel war aus), den wir kurz darauf gemütlich auf unserer Terrasse mit einer Tasse Kaffee genießen. Jetzt ist es gleich 19 Uhr und ich habe alles fertig. Da das Wifi wieder funktioniert kann ich hoffentlich auch die Website hochladen, dann habt ihr gleich 2 Tage zu schauen und lesen. Viel Spaß damit!
Tagesetappe: 61 Kilometer
Übernachtung: SkyRidge Inn Bed & Breakfast, 1092 East SR 24, Torrey, UT 84775
Cliffs
01.10.19 06:14 Abgelegt in: Utah
Unterwegs auf der Cottonwood Canyon Road, UT
Nach dem Aufwachen schreibe ich erst mal das Tagebuch von gestern. Was ich dabei vergessen habe ist eine interessante Anmerkung von Steve auf der Fahrt zum Grand Canyon. Wir kamen auf Klapperschlangen zu sprechen und er erzählte uns, dass er im Durchschnitt eine pro Woche sieht, wenn er mit dem Rucksack im Backcountry unterwegs ist. Die seien aber ziemlich ungefährlich, weil sie in aller Regel rechtzeitig auf sich aufmerksam machen. Die meisten, die gebissen würden, seien Typen, die nach 5 Dosen Bier meinen, sich das Vieh schnappen zu müssen um ein Selfie mit ihm zu machen. Denen sei halt nicht zu helfen. So viel dazu.
Viertel vor zehn verabschieden wir uns von den Red Cabins. Es war prima hier, wir hatten eine echt große Hütte mit ebenso großer Dusche und Top-Wifi. Und sehr sauber war es auch. Wir kommen gerne wieder!
Direkt nebenan ist die Rangerstation, in der die Tickets für die Wave verlost werden. Um die Zeit ist der meiste Rüsel dort durch und wir erkundigen uns nach den Straßenzuständen der Paria Townsite Road und der Cottonwood Canyon Road, die wir heute fahren wollen. Die Rangerin gibt grünes Licht - kein Regen in den letzten Tagen, bei vorsichtiger Fahrweise keine Probleme für uns und unseren Mazda.
Also fahren wir den Hwy. #89 Richtung Page bis zum Milemarker 31 und biegen links auf die unbefestige gravel road zur ehemaligen Paria Townsite ab. Das ist ein Tipp von Steve, der uns diesen Abstecher gestern empfohlen hat. Hier war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Siedlung namens Paria (historisch „Pahreah“). Die Siedlung wurde aber mehrfach durch Flashfloods zerstört und verlor schnell an Bedeutung. 1930 hat man dann hier ein Movieset aufgebaut und Westernfilme gedreht. Das Set erfuhr das gleiche Schicksal, wurde mehrfach wieder aufgebaut und bis 2006 für Hollywood-Produktionen genutzt bis es schließlich von Vandalen niedergebrannt wurde. So der knappe Flyer, den wir von der Rangerin bekommen haben.
Heute sind insbesondere die Gesteinsformationen in den verschiedensten Farben von Interesse. Die Straße ist bis auf ein paar kleine Stellen, an denen man aufpassen muss, gut zu befahren. Steve hat uns gesten von den verschiednen Cliffs des Grand Staircase NM erzählt: die jüngsten sind die schokoladenbraunen „Chocolate-Cliffs“. Älter sind die „Vermillion Cliffs“, zu denen u.a. die Wave, die South Coyote Buttes und die White Pocket gehören. Vermillion ist ein Rotton, genauer gesagt Zinoberrot. Noch älter sind die „White Cliffs“ und dann gibt es noch die „Red Cliffs“, die ich altersmäßig nicht einsortieren kann. Schaut mal in die Bilder, da sind alle Farben vertreten.
Wir fahren bis zum Paria River, strolchen ein wenig herum und bestaunen das kräftige Grün und Gelb, das hier am Wasser dominiert. Für Wüstenverhältnisse üppige Flora. Übrigens auch noch ein Hinweis von Steve: gut, dass hier überall Wüste ist, sonst könnte man viele Schönheiten wie zum Beispiel den Grand Canyon, die Wave, das Grand Staircase, die Felszeichnungen etc. gar nicht genießen, weil alles zuwuchern würde. Erst die Wüste konserviert dies alles und macht es für uns so attraktiv. Hat was, der Gedanke.
Das einzige, was hier noch von der ehemaligen Siedlung Zeugnis gibt ist ein Friedhof aus der Zeit von 1860-1895. Das sagt jedenfals die Gedenktafel mit den Jahresangaben derer, die hier bestattet sind. Die Grabsteine selbst sind nur rote Quader ohne Aufschrift.
Zurück zum Hwy. #89, noch ein paar Meilen geteerte Straße und dann wieder links ab, diesmal auf die Cottenwood Canyon Road (CCR), die wir vor Jahren schon mal in umgekehrter Richtung gefahren sind - ich glaube 2012. Sie ist eigentlich eine Abkürzung Richtung Norden, aber aufgrund des Streckenzustandes natürlich zeitlich eher länger als der Weg von Kanab über Bryce zum Hwy. #12, den wir später erreichen müssen.
Knapp 50 Meilen geht es auf Schotter der unterschiedlichen Cliffs, zum Teil aber auch auf viel Stein und etwas Sand auf und ab durch das „große Treppenhaus“ des Grand Staircase NM. Die Umgebung ändert sich im Minutentakt, Gabi meint später, sogar alle 30 Sekunden. Das macht wirklich Spaß, hier herumzufahren, auch wenn es die volle Aufmerksamkeit erfordert. Auf den Schotterstrecken rappelt es am Anfang ungemein. Wenn du hier ne Schraube locker hast, verlierst du sie garantiert. Selbst Tiny rutscht mehrfach vom Dashboard.
Zwischenzeitlich halten wir immer wieder mal an um Fotos zu machen oder uns die Beine zu vertreten. So geraten wir auch einige Meter in das Wash des „Cottonwood Narrows Trail“. Derzeit fließt hier kein Wasser, aber wehe, wenn es irgendwo regnet - dann rauscht es hier nur so. Die CCR wäre dann mit unserem Auto auch unmöglich zu befahren. Es geht lustig bergauf und bergab und wir haben unseren Spaß. Nach 3/4 des Weges machen wir noch den Abstecher zum Grosvenor Arch. Ein echter Gigant! Hier machen wir auch Mittagspause uns verputzen die Sandwiches, die wir heute vormittag beim Tanken gekauft haben. Lecker, aber nach ner halben Stunde müssen wir raus aus der Sonne!
Überflüssig zu erwähnen, dass wir den ganzen Tag über kaum eine Menschenseele treffen. So viele Leute treiben sich hier nicht rum.
Die letzten 2 Stunden auf dem Hwy. #12 nach Norden durchs Grand Staircase sind purer Genuss. Wir kennen die Strecke gut uns genießen sie jedes Mal aufs Neue. Wie weit man hier gucken kann! Sagenhaft. An einem Aussichtspunkt liegt uns die Welt zu Füßen. Das sind die Bilder, in denen Gabi auf der Mauer steht und ich sitze.
Um 18 Uhr kommen wir in Torrey an. Hier haben wir noch nie übernachtet und uns aktuell für 2 Nächte in eine Bed & Breakfast eingebucht. Schönes Zimmer, nur leider derzeit technischer Defekt bezüglich Wifi. So gehen wir erst mal gegenüber ins „Broken Spur Steakhouse“ und gönnen uns jeder einen „House Burger“ mit Gemüse und Countrykartoffeln, die hier „Steakfries“ heißen.
Anschließend machen wir uns über den Rechner her und, kümmern uns um die Fotos und das Tagebuch. Morgen steht ein längerer Besuch im nahegelegenen „Capitol Reef NP“ auf dem Programm, dem wir bislang auf der Durchreise jeweils nur wenige Stunden widmen können. Das wird ihm nicht gerecht und wir kümmern uns morgen um einen intensiveren Kontakt. Liebe Grüße!
Tagesetappe: 251 Kilometer
Übernachtung: SkyRidge Inn Bed & Breakfast, 1092 East SR 24, Torrey, UT 84775
Thriller!
Jürgen am Grand Canyon North Rim, Toroweap Point, AZ
Crazy day! Unbelievable! Screaming! Adrealin pur!
Mit Steve von Dreamland Safari Tours zum Grand Canyon NP, genauer gesagt: zum „Toroweap Point“. Punkt 11 Uhr holt uns Steve ab und wir sind solo auf dieser Tour. Klasse!
Am den Grand Canyon NP haben wir bereits 5 Mal besucht, wenn ich mich recht erinnere. 3 Mal am Südrand, 2 Mal am Nordrand. Mit der Tour heute dürfte es dann „unentschieden“ stehen. Na ich weiß nicht, ich denke, das North Rim hat die Nase jetzt doch vorne. Wir haben die Tour gebucht, weil es vom Toroweap Point aus Tiefblicke auf den Colorado geben soll wie sonst nirgends. Und: hier kommt kaum einer hin, weil die Anfahrt so schwierig ist. Stimmt alles!
Steve ist gebürtig aus Manchaster, lebt aber schon seit seinen „mid-twenties“ in den Staaten und war uns gestern von Baylie schon als sehr netter Kerl beschrieben worden. Ist er wirklich und seinen Pickup beherrscht er auch tadellos. Hin- und Rückfahrt dauern rund 5 Stunden und wir unterhalten uns die meiste Zeit über alles mögliche.
Nach weinigen Meilen verlassen wir die befestigte Straße und biegen auf eine gravel road ab. 61 Meilen geht es nun bis zur Kante, die eine Weiterfahrt verhindert. Zunächst ist die Straße noch flüssig zu fahren, später muss er mit seinem Truck über Steine klettern und das ist wirklich nicht ohne. Rad für Rad tastet er sich manchmal hoch oder runter. Zweimal steigt er sogar aus, korrigiert die Stellung des Lenkrades und fährt dann beherzt weiter. Echte Kunst!
Zum Toroweap Point nur so viel: es war sehr windig und Steve hatte uns gesagt, das wir alle drei echt vorsichtig sein müssen, weil uns die starken Windböen schon heftig „pushen“ können. Wir waren sehr vorsichtig.
Der erste Blick in die Tiefe verschlägt uns den Atem. 1.000 Meter geht es senkrecht hinab. Steve zeigt uns zunächst an einer Seite unserer Parkposition, wie wir uns der Kante nähern können. Und dafür war er echt unbezahlbar. Vieles hätten wir ohne ihn nicht getraut.
Gabi schreit am Anfang noch etwas, zu viel Adrenalin. Das gibt sich aber schnell und später macht sie sogar Luftsprünge an der Kante. Ich robbe mich auch dem Bauch an die Kante, einfach zu windig. Kann dann aber ungehindert in die Tiefe fotografieren. Steve zeigt uns anschließend, wie wir über die riesigen Felsbrocken klettern können, immer an der Kante entlang. Und dabei ergeben sich weitere schöne Motive.
Boote sind auf dem Colorado unterwegs, so eine Fahrt dauert 6 Tage.
Zwischendurch machen wir uns Sandwiches und stärken uns, dann erkunden wir die andere Seite. 4 Stunden klettern wir so herum. Ziemlich anstrengend, auch der Wind macht uns hin und wieder zu schaffen. Und der Puls war immer hoch, ich hatte zwischendurch echt den Eindruck, das Adrenalin mache mich „high“.
Ein sagenhafter Tripp, der uns immer in Erinnerung bleiben wird. Und es ist wirklich so, dass du von den üblichen Aussichtspunkten aus immer nur über die Schlucht hinweg, selten aber mal bis unten zum Fluss schauen kannst. Hier hast du das volle Tiefenpanorama.
Schaut auf die Bilder, es ist wie immer nur eine kleine Auswahl, aber man kann dennoch nicht im entferntesten ermessen, wie es sich anfühlt, dort herumzuklettern und die Tiefblicke zu genießen. Das Gefühl kann kein Bild einfangen.
Abends hole ich im Supermarkt Salat, Eier und Wings. Wir essen wieder auf der Terrasse. Dabei ergibt sich noch ein längeres Gespräch mit unserem jungen Nachbarn Brandom. Der wohnt in California und ist Whiskyfan. Wir erzählen ihm von der Botschaft und mehr und er ist Feuer und Flamme. Da er ohnehin einen Deutschlandtripp plant, scheint das nun sein primäres Ziel. Herzlich willkommen!
Tagesetappe: 251 Kilometer (mit Dreamland Safari Tours)
Übernachtung: Red Canyon Cabins****, 843 E Highway 89, Kanab, UT 84741
Ultimate Kanab
29.09.19 04:49 Abgelegt in: Utah
Truck von "Dreamland Safari Tours" am Trailhead der White Wave, UT
Der Name unserer heute mit „Dreamland Safari Tours“ gebuchten Tour lautet „Ultimate Kanab“ und hat rund um diesen Ort ein sehr abwechslungsreiches Programm zu bieten. Mit der Company waren wir 2016 schon in den White Pockets und den South Coyote Buttes unterwegs. Alles Touren, die mit unserem Mietwagen und unseren eigenen „Fahrkünsten“ nicht zu bewältigen wären.
In den „Red Cabins“ sind wir bestens untergebracht. Wir haben ein super großes Zimmer, eine Riesendusche und eine schöne Terrasse, auf der wir abens rumlümmeln können. 09:00 Uhr ist Pick-Up-Zeit hier im Motel und vorher skypen wir noch ne Runde mit Birgit, während wir uns fertig machen.
Baylie (jawohl - Name ähnlich wie das irische Getränk) holt uns superpünktlich ab. In Kanab steigen noch zwei Texaner zu. Sie hat vor Jahren für Walt Disney gearbeitet und Mickey & Minnnie gezeichnet. Er ist ein ziemlich bekannter Profifotograf, der (wie wir abends im Internet feststellen) insbesondere die amerikanischen Präsidenten fotografiert hat, aber auch schon die Queen. Derzeit ist er für Amtrak unterwegs und macht Landschaftsbilder für Werbung. Beide sehr nett, das wird ein toller Tag.
Baylie ist erst 23 Jahre alt, aber mit Trucks und Backpacking groß geworden. Sie ist mit allen Wassern gewaschen, was komplizierte Fahrtechniken und insbesondere Tiefsand oder extrem steile und steinige Pisten angeht. Unglaublich, wie sie das macht. Hier würde ich noch nicht mal zu Fuß durchkommen. Dabei erzählt sie in einem fort ohne Unterlass von der Gegend, den Tieren, Pflanzen, sich und ihrem Boyfriend, wie sie aufgewachsen ist, welche Touren sie schon gemacht und für wen sie schon gearbeitet hat, ihrem geplanten Umzug übermorgen, dem kleinen Mädchen, das sie am 25.02. auf die Welt bringen wird und natürlich von ihrem allerliebsten Hund. Auch uns vier verwickelt sie dabei immer wieder in die Gespräche. Die Zeit vergeht wie im Fluge.
In aller Kürze die Spots, die wir anfahren und zum Teil dann auch erwandern (keinen von Ihnen hätten wir alleine erreicht bis auf die Coral Pink Sand Dunes):
Los geht es mit der Moccasin Mountain Dinosaur Tracksite. Hier haben Dinosaurier ihre Fußabdrücke hinterlassen und zwar über 300 Stück. Wir erfahren, dass diejenigen mit drei Zehen nur vorne Vegetarier waren; die Fleischfresser hatten noch den Sporn hinten.
Danach stoppen wir im Coral Pink Sand Dunes SP, aber nicht am Trailhead, den wir nicht kennen. Baylie steuert einen abgelegenen Einstieg an und wir stapfen durch den tiefen Sand. Auf Schlangen sollen wir achten, sehen aber wieder mal keine. Baylie zeigt uns, dass man auch im vierten Schwangerschaftsmonat noch „Dunejumping“ betreiben kann: mit Anlauf in die Tiefe springen und durch den Pudersand abrollen. Sie ist echt ein Outdoorjunkie im besten Sinne.
Kurzer Stopp an „Ponderosa Pines“ - hier gint es Restrooms und für alle ein paar Chips und Wasser. Hier riecht es nach Vanille, dazu erklärt uns Baylie die hier stehenden Bäume (Juniper - Wachholder und natürlich die Pines - Kiefern). Kurz vor der Einfahrt musste sie mal kräftig bremsen und eine Schlange retten, die quer über die Straße flitzte. Jap, das war eine „Racer“.
Nächster Stopp: Red Knoll. Der Weg hinauf war so unwegsam und steinig, dass ich nie gedacht hätte, dass sie das packt. Von hier oben bietet sich aber eine fantastische Aussicht auf die umliegende Ebene, das Grand Staircase NM (das „große Treppenhaus“) und in der Ferne sogar den Zion NP, den ich mit dem Tele einfangen und mal schwarz-weiß entwickelt habe.
Wieder hinunter geruckelt und weiter geht es zu den „Best Friends“, einer gemeinnützigen Organisation, die sich hier mit Millionensummen um herrenlose und kranke Tiere kümmert. Von Pferden bis zu Kanninchen ist alles dabei. Wir beschäftigen uns aber nicht mit den Tierchen sondern greifen auf die hier hervorragenden Restrooms zurück.
Es ist Mittagszeit und sie fährt uns zum „Hidden Lake“ einem See, der in einer Höhle liegt, in der Gabi auch gleich verschwindet. Sehr kühl ist es hier, roter Fels und niedriger Eingang in das dunkle Loch, in dem sich der See verbirgt.
An den Tischen draussen packt Baylie Brot, Tomaten, Paprika, Salat, Gurke, Käse, Aufschnitt, Soßen und Kartoffelsalat aus und wir basteln uns Sandwiches. Super lecker!
Nur wenige huntert Meter oberhalb (Tiefsandpiste, ist ja klar) zeigt sie uns eine historische Unterkunft mit Felszeichnungen. Alles sehr einfach. Solche „Historical Dwellings“ haben wir schon häufiger gesehen. Die Indianer (Anazazi) nutzten natürliche Überhänge um ihre Wohnungen einzurichten. Sie bauten hier Mais an.
Nun ging es zum richtigen Spaß: viereinhalb Meilen Tiefsandpiste vom Allerfeinsten. Baylie hatte morgens schon die Luft aus den Reifen ihres Riesentrucks abgelassen, weil man nur mit „flat tires“ hier durchkommt. Und die Fahrt ist eine Mischung aus Känguruh und schlingerndem Boot. Dabei nimt sie gerne mal „Abkürzungen“ die dem Ganzen noch mehr Pfiff geben -steil irgendwo hoch und hinten wieder runter.
So erreichen wie gut gerüttelt und gerührt unseren Slot Canyon. Der Name ist „Peekaboo Canyon“, „Red Canyon“ oder auch „Mystical Slot Canyon“. Wir machen viele Bilder und das Gute an diesem Tag ist, dass wir überall allein sind oder allenfalls einen Kollegen von Baylie mit einer anderen Gruppe treffen. Eine halbe Meile wandern wir durch den Slot Canyon, der mal enger und mal weiter ist - bis zum „Dead End“. Dort heißt es umdrehen und zurück. Super!
Letzter Programmpunkt: „The White Wave“. Hier ist es sehr windig und tückisch herumzuklettern, wir schaffen aber auch das glücklicherweise ohne Blessuren. In der Abendsonne ergeben sich schöne lange Schatten. Hin und wieder verdeckt aber auch eine Wolke das Sonnenlicht.
Das war ein super abwechslungsreicher Tag und wir sind um 18:00 Uhr wieder zu Hause. Ich fange noch schnell eine Pizza bei „Lotsa Motsa“, die wir mit Chardonnay auf der Terrasse genießen. Dann kümmere ich mich noch um die Fotos des Tages. Es sind bestimmt noch bessere dabei, aber ich habe einfach schnell weclche Ausgewählt und bearbeitet - nicht zu viel Aufwand, das genauere Sichten hebe ich mir für zu Hause auf.
Noch etwas rumzappen, einen Teil von „Notting Hill“ gucken geht immer. Dann ist Schluss für heute, morgen gehts zum Grand Canyon North Rim, wieder mit den „Dreamlands“. Die Touren hatten wir bereits von zu Hause aus gebucht.
Tagesetappe: 159 Kilometer (mit Dreamland Safari Tours)
Übernachtung: Red Canyon Cabins****, 843 E Highway 89, Kanab, UT 84741
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