Tagebuch




Cliffs

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Unterwegs auf der Cottonwood Canyon Road, UT

Nach dem Aufwachen schreibe ich erst mal das Tagebuch von gestern. Was ich dabei vergessen habe ist eine interessante Anmerkung von Steve auf der Fahrt zum Grand Canyon. Wir kamen auf Klapperschlangen zu sprechen und er erzählte uns, dass er im Durchschnitt eine pro Woche sieht, wenn er mit dem Rucksack im Backcountry unterwegs ist. Die seien aber ziemlich ungefährlich, weil sie in aller Regel rechtzeitig auf sich aufmerksam machen. Die meisten, die gebissen würden, seien Typen, die nach 5 Dosen Bier meinen, sich das Vieh schnappen zu müssen um ein Selfie mit ihm zu machen. Denen sei halt nicht zu helfen. So viel dazu.

Viertel vor zehn verabschieden wir uns von den Red Cabins. Es war prima hier, wir hatten eine echt große Hütte mit ebenso großer Dusche und Top-Wifi. Und sehr sauber war es auch. Wir kommen gerne wieder!

Direkt nebenan ist die Rangerstation, in der die Tickets für die Wave verlost werden. Um die Zeit ist der meiste Rüsel dort durch und wir erkundigen uns nach den Straßenzuständen der Paria Townsite Road und der Cottonwood Canyon Road, die wir heute fahren wollen. Die Rangerin gibt grünes Licht - kein Regen in den letzten Tagen, bei vorsichtiger Fahrweise keine Probleme für uns und unseren Mazda.

Also fahren wir den Hwy. #89 Richtung Page bis zum Milemarker 31 und biegen links auf die unbefestige gravel road zur ehemaligen Paria Townsite ab. Das ist ein Tipp von Steve, der uns diesen Abstecher gestern empfohlen hat. Hier war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Siedlung namens Paria (historisch „Pahreah“). Die Siedlung wurde aber mehrfach durch Flashfloods zerstört und verlor schnell an Bedeutung. 1930 hat man dann hier ein Movieset aufgebaut und Westernfilme gedreht. Das Set erfuhr das gleiche Schicksal, wurde mehrfach wieder aufgebaut und bis 2006 für Hollywood-Produktionen genutzt bis es schließlich von Vandalen niedergebrannt wurde. So der knappe Flyer, den wir von der Rangerin bekommen haben.

Heute sind insbesondere die Gesteinsformationen in den verschiedensten Farben von Interesse. Die Straße ist bis auf ein paar kleine Stellen, an denen man aufpassen muss, gut zu befahren. Steve hat uns gesten von den verschiednen Cliffs des Grand Staircase NM erzählt: die jüngsten sind die schokoladenbraunen „Chocolate-Cliffs“. Älter sind die „Vermillion Cliffs“, zu denen u.a. die Wave, die South Coyote Buttes und die White Pocket gehören. Vermillion ist ein Rotton, genauer gesagt Zinoberrot. Noch älter sind die „White Cliffs“ und dann gibt es noch die „Red Cliffs“, die ich altersmäßig nicht einsortieren kann. Schaut mal in die Bilder, da sind alle Farben vertreten.

Wir fahren bis zum Paria River, strolchen ein wenig herum und bestaunen das kräftige Grün und Gelb, das hier am Wasser dominiert. Für Wüstenverhältnisse üppige Flora. Übrigens auch noch ein Hinweis von Steve: gut, dass hier überall Wüste ist, sonst könnte man viele Schönheiten wie zum Beispiel den Grand Canyon, die Wave, das Grand Staircase, die Felszeichnungen etc. gar nicht genießen, weil alles zuwuchern würde. Erst die Wüste konserviert dies alles und macht es für uns so attraktiv. Hat was, der Gedanke.

Das einzige, was hier noch von der ehemaligen Siedlung Zeugnis gibt ist ein Friedhof aus der Zeit von 1860-1895. Das sagt jedenfals die Gedenktafel mit den Jahresangaben derer, die hier bestattet sind. Die Grabsteine selbst sind nur rote Quader ohne Aufschrift.

Zurück zum Hwy. #89, noch ein paar Meilen geteerte Straße und dann wieder links ab, diesmal auf die Cottenwood Canyon Road (CCR), die wir vor Jahren schon mal in umgekehrter Richtung gefahren sind - ich glaube 2012. Sie ist eigentlich eine Abkürzung Richtung Norden, aber aufgrund des Streckenzustandes natürlich zeitlich eher länger als der Weg von Kanab über Bryce zum Hwy. #12, den wir später erreichen müssen.

Knapp 50 Meilen geht es auf Schotter der unterschiedlichen Cliffs, zum Teil aber auch auf viel Stein und etwas Sand auf und ab durch das „große Treppenhaus“ des Grand Staircase NM. Die Umgebung ändert sich im Minutentakt, Gabi meint später, sogar alle 30 Sekunden. Das macht wirklich Spaß, hier herumzufahren, auch wenn es die volle Aufmerksamkeit erfordert. Auf den Schotterstrecken rappelt es am Anfang ungemein. Wenn du hier ne Schraube locker hast, verlierst du sie garantiert. Selbst Tiny rutscht mehrfach vom Dashboard.

Zwischenzeitlich halten wir immer wieder mal an um Fotos zu machen oder uns die Beine zu vertreten. So geraten wir auch einige Meter in das Wash des „Cottonwood Narrows Trail“. Derzeit fließt hier kein Wasser, aber wehe, wenn es irgendwo regnet - dann rauscht es hier nur so. Die CCR wäre dann mit unserem Auto auch unmöglich zu befahren. Es geht lustig bergauf und bergab und wir haben unseren Spaß. Nach 3/4 des Weges machen wir noch den Abstecher zum Grosvenor Arch. Ein echter Gigant! Hier machen wir auch Mittagspause uns verputzen die Sandwiches, die wir heute vormittag beim Tanken gekauft haben. Lecker, aber nach ner halben Stunde müssen wir raus aus der Sonne!

Überflüssig zu erwähnen, dass wir den ganzen Tag über kaum eine Menschenseele treffen. So viele Leute treiben sich hier nicht rum.

Die letzten 2 Stunden auf dem Hwy. #12 nach Norden durchs Grand Staircase sind purer Genuss. Wir kennen die Strecke gut uns genießen sie jedes Mal aufs Neue. Wie weit man hier gucken kann! Sagenhaft. An einem Aussichtspunkt liegt uns die Welt zu Füßen. Das sind die Bilder, in denen Gabi auf der Mauer steht und ich sitze.

Um 18 Uhr kommen wir in Torrey an. Hier haben wir noch nie übernachtet und uns aktuell für 2 Nächte in eine Bed & Breakfast eingebucht. Schönes Zimmer, nur leider derzeit technischer Defekt bezüglich Wifi. So gehen wir erst mal gegenüber ins „Broken Spur Steakhouse“ und gönnen uns jeder einen „House Burger“ mit Gemüse und Countrykartoffeln, die hier „Steakfries“ heißen.

Anschließend machen wir uns über den Rechner her und, kümmern uns um die Fotos und das Tagebuch. Morgen steht ein längerer Besuch im nahegelegenen „Capitol Reef NP“ auf dem Programm, dem wir bislang auf der Durchreise jeweils nur wenige Stunden widmen können. Das wird ihm nicht gerecht und wir kümmern uns morgen um einen intensiveren Kontakt. Liebe Grüße!

Tagesetappe: 251 Kilometer
Übernachtung:
SkyRidge Inn Bed & Breakfast, 1092 East SR 24, Torrey, UT 84775
© 2019 Gabi & Jürgen