Tagebuch




Scienic Rockies

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Wilkerson Pass (2.902 Meter über N.N.), Hwy. #24, CO

Nach dem Frühstück packen wir zusammen und brechen auf, wie zuletzt: in aller Ruhe. Heute ist mal wieder der Weg das Ziel. Und einmal mehr werden wir uns bewusst, welches Glück wir bislang mit dem Wetter und den sonstigen Bedingungen hatten.

Mein Navi spinnt zum ersten Mal rum und will mir weißmachen, die Straße durch die Rocky Mountains, die wir als Alternative zur schnellsten Route ausgesucht haben, sei gesperrt. Der Rezeptionist ist keine große Hilfe, Internetrecherchen bestätigen die Sperrung nicht. Auch der freundliche Tankwart weiß nix davon - also los.

Unser Plan: Über die Highways (die hier zweispurige Straßen sind) #17, #285 und #24 nach Colorado Springs. Wenn da eine Sperrung vorläge, bedeutete das stundenlange Umwege.

Die Fahrt über die #17 und auch später über die #285 führt durch „Flachland“, allerdings selbstverständlich mit hohen Bergen rechts und links. Und wieder müssen wir uns bewusst machen, dass der Eindruck täuscht. Fast den gesamten Urlaub hindurch waren wir durchweg auf gut über 2.000 Metern unterwegs, z.T. auch deutlich über 3.000 Metern. Unser Bett in den letzten beiden Nächsten stand z.B. auf 2.300 Metern über N.N. und die „Hochebene“ die ich gerade erwähnte, kletterte völlig unmerklich auf über 2.700 Meter hoch - immer gerade aus.

Weil mich das jetzt interessiert, habe ich mal meine tägliche GPS-Aufzeichnung daraufhin überprüft: Gestern sind wir über den Wilkerson Pass gefahren (2.902 Meter) und auch dabei ging es zunächst immer geradeaus, dann zum Schluss ein paar Kurven und du bist auf der Passhöhe. Hier sind die Bürgersteige schon hochgeklappt und ein Schild weist darauf hin, dass es im nächsten Frühjahr weiter geht. Wir halten dennoch und bestaunen die Fernsicht (am Horizont voraus zeigt sich schon „Pikes Peak“, der Hausberg von Colorado Springs) sowie die tolle Färbung der Birken.

Neben diesem Pass haben wir nach meinen Aufzeichnungen aber noch 3 weitere Passhöhen überquert, ohne dies überhaupt zu merken - das ist es, was ich meinte. Zu Hause werden wir uns dann wohl wieder auf „dickere Luft“ und echtes Flachland einstellen müssen. Die Leute hier lachen sich immer kaputt, wenn ich erzähle, dass wir am Niederrhein so auf 30 Metern über N.N. unterwegs sind.

Die ganze Strecke durch die Rockies ist ein Traum. Sie ist auch als „Scienic Byway“ ausgezeichnet, als landschaftlich schöne Strecke - völlig zu Recht.

Was gab es sonst noch? Ein weiteres National Monument, damit einen weiteren Stempel in unserem neuen „Passport-Book“ und neue Einsichten in versteinerte Bäume und Fossilien. Am Wegesrand befand sich nämlich das „Florissant Fossile Beds NM“.

Hier gibt es Fossilien in zwei Größenkategorien zu bestaunen: im Visitor Center eine erhebliche Anzahl von versteinerten Insekten, Fischen und ähnlichen Lebewesen. Und draussen auf den „One-Mile-Loop-Trails“ verteinerte Baumstümpfe, die ein ganz anderes Kaliber haben. Sehr sehenswert! Versteinerte Baumstämme (Logs) haben wir ja schön verschiedentlich bewundern können, u.a. sehr umfassend im „Petrified Forest NP“ bei Holbrock, AZ.

Solche Baunstümpfe sind allerdings neu und die sind wirklich gigantisch. Klar, sie stammen ja auch von Redwoods, die hier früher (wir reden wieder von einigen Millionen Jahren in der Zeit zurück) mal gestanden haben. Dann wieder: Vulkanismus, damit einhergehend Beaufschlagung (jetzt hat Gabi eine neue Vokabel gelernt, bestes Beamtendeutsch) der Flora und Fauna mit verschiedensten Mineralien aus der Vulkanasche, im Zusammenhang mit extremen Regenfällen und Schneeschmelzen große Ströme von „Vulkanmatsche“ (mit „Lahar“ hatte auch ich wieder ein neues Wort gelernt), die den Boden Meterhoch bedeckten und damit die Basis dafür bildeten, dass die Stümpfe heute noch zu sehen sind.

Die Mineralien drangen nämlich im Laufe der Zeit in die Zellen der Bäume ein, verdrängten das Wasser und ersetzten die Zellen schließlich - die Baumstümpfe versteinerten. Gut sehen kann man heute noch die Jahresringe und auf Tafeln wird erklärt, wie man dies alles erforscht und was es abzuleiten gibt.

Es ist wenig los hier und wir können und alles in Ruhe ansehen, inkl. eines 20-minütigen Films, der alles gut erklärt wie immer. Das ist ja super organisiert hier in den NP und NM. Zwei Schulbusse haben einen Haufen Kinder der ersten Klasse hergebracht und die erforschen mit ihren Lehrern alles ganz genau. Birgit hat die kleine „Karawane“ bereits entdeckt und fragt über Skype, was das sei. Sie kommen aus der „school of the woods“ (Waldschule), die ganz bewusst naturorientiert ist. Wartelisten gibt es für die Schule und die Schüler sind aufgeweckt und rührig - sobald aber der Lehrer das Wort ergreift sind ale aufmerksam und ruhig. Schöne Erfahrung, wir lauschen etwas mit!

So erreichen wir mit Colorado Springs mal wieder eine größere Stadt - brauchen wir eigentlich nicht, ist aber ein guter Endpunkt für den Rückflug ab Denver und hier waren wir immerhin noch nicht. Und: es gibt einen Apple-Store, den wir nach der Ankunft gleich aufsuchen. Gabi sucht schon seit Monaten ein schönes, neues Armband für ihre Apple Watch und schon in San Francisco hatten wir es gefunden: Schwarz-Pink, sieht echt super aus, war aber zu der Zeit noch nicht im Verkauf, auch in Cupertino noch nicht, auch in Las Vegas noch nicht (mein Gott, ist das lange her, war das in diesem Urlaub?) - aber jetzt! Erscheinungsdatum war 05.10.2019 und nun hat sie es.

Der Apple Store ist hier wieder in einer verhältnismäßig kleinen Mall untergebracht. Finde ich immer super: kostenlos parken, supersuper clean, „draußen“ und entspannt alles, ein Geschäft neben dem anderen. Und hier sind alle 20 Meter noch Bose-Lautsprecher in Bodennähe installiert, die die Atmosphäre mit relaxter Musik total angenehm abrundet (wer genau hinsieht, erkennt die grünen Lautsprecher auf meinem Bild vor dem Apple Store). 1A!

Unser Hotel ist ebenfalls groß und verfügt über eine Bar mit Restaurant. Wir erwischen noch die ausklingende „Happy Hour“ und damit auch mal angenehme Preise. Ich gönne mir ein gezapftes, lokales „IPA“ (Indian Pale Ale - Starkbier); die sind echt im Kommen, waren mir aber bislang auf der Reise zu alkoholisch. Auch die Burger sind richtig gut und preiswert.

Anschließend haben wir keine Lust mehr, uns an den Rechner zu setzen. Auf einem kinoverdächtigen Großbildschirm finden wir annehmbares Fernsehprogramm vom Bett aus. „Bohemian Rhapsody“ mal auf Englisch; ein guter Film mit weltklasse Musik von Queen. Anschließend noch etwas vom „Weißen Hai Teil 2“ und „man, fire, food“, einen BBQ-Klassiker, den wir auch zu Hause schon mal schauen (aus dem weißen Hai könnte man auch mal einen BBQ-Klassiker machen).

Das war ein weiterer toller Tag mit hervoragenden Aus- und Einblicken. Gute Entscheidung, Colorado wieder mit in die Reise einzubeziehen!

Tagesetappe: 331 Kilometer mit dem Auto
Übernachtung:
The Academy Hotel Colorado Springs****, 8110 North Academy Boulevard, Colorado Springs, CO 80920

Ein Tag im Westen …

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Gabi in der Bisti Badlands Wilderness, NM

… kann voll so unterschiedlicher Eindrücke sein! Schaut euch die Bilder an, dann wisst ihr, was ich meine.

Wieder lassen wir es ruhig angehen in der Thunderbird Lodge, trinken Kaffee auf dem Zimmer (eine Kaffeemaschine gehört hier inzwischen zum Standard in fast allen Motels), essen ein paar Kekse (von der Marke „pappsatt“) und knackige Trauben (bestimmt genmanipuliert, kenne ich so bissig nur von den Staaten) und bummeln in den Tag hinein.

Das WIFI hier war so müde, dass die ganze Nacht nicht ausgereicht hat, die Website hochzuladen. Neuer Versuch, immer noch langsam, doch gegen 9 Uhr schaltet es den Turbo ein. Alles gut!

Der Weg nach Farmington führt uns am North Rim des Canyon de Chelly NM entlang. Gute Planung ist doch alles! Es gibt drei Viewpoints, die wir alle anfahren und begehen. Zu sehen gibt es hier insbesondere Tiefblicke in den Canyon (von der anderen Seite) und diverse ehemalige Unterkünfte der Navajo Indianer. Am Horizont winken schon die Berge New Mexicos.

Der Mix aus rot und grün im Canyon de Chelly hat uns wirklich gut gefallen. Die Straße bis Farmington ist durchweg geteert, aber durchaus eng geschnitten. In zahlreichen kurzen Schwüngen zieht sich der Hwy #13 in die Berge hinauf. Dabei wechselt die Kullisse komplett: Hochwald, z.T. noch rote Felsen, hier hat aber der Herbst schon seinen Hauch hinterlassen, das erste Gelb ist zu sehen.

Auf dem Buffalo Pass, also oben angekommen, pfeift eine steife Brise. Weit entfernt lässt sich der Shiprock schon sehen, dem wir uns immer weiter nähern. Ein alter Bekannter, von uns auch liebevoll „Chipsrock“ genannt. Bei der Passage sind die frittierten Kartoffelscheiben ein Muss.

Im Ernst: der „Shiprock“ wurde von den Indianern so genannt, weil er sie an ein großes Schiff erinnerte. Geologisch ist das der Kern eines Vulkans, der erriodiert ist. Also: Hülle weg, Inhalt noch da. Seit Menschengedenken ist das eine wichtige Landmarke, an der sich alle orientieren konnten und können. Er ist wirklich sehr präsent in der weiten Ebene. Ansonsten ist hier nämlich vor allem eins: Himmel und Gegend!

Plötzlich ein Stau auf dem Hwy. - was ist los? Wenige Minuten später die Auflösung: Volksfest!! Eine Parade der Navajo mit Pferden mitten auf der Straße, am Wegesrand werden Buden und Fahrgeschäfte aufgebaut. Na dann viel Spaß am Wochenende!!

Unterwegs hatten wir an einer Tankstelle Kaffee bzw. Diet Coke gekauft und dazu als Zwischenmahlzeit ein „Corndog“ (Hotdog als Wurst am Stiel, ummantelt mit einer Art Krokette) und ein Burrito. Preis insgesamt: 4 $!!

Wir checken früh in Farmington ein, fahren dann noch zum Safeway - der Wein ist alle und hier gibt es wieder welchen (in einem mit Gittern abgetrennten Raum - good old New Mexico!). Dabei treffen wir die Oma, die mit ihrem Papagei zusammen einkaufen geht, sich gerne mit uns unterhält, über die bekloppten amerikanischen Autofahrerrüpel schimpft (haben wir noch nie so wahrgenommen) und sich gerne fotografieren lässt. Für die Website veröffentliche ich mal nur den Vogel, wer die klitzekleine Oma sehen will, möge sich melden …

Dann fahren wir die 45 Meilen in die Bisti Badlands hinaus, zum dritten Mal. Der Spot wird augenscheinlich populärer, bislang waren wir immer ganz allein hier in der Wüste. Ist aber immer noch mega entspannt. Wir treffen nur zwei Mädels aus Maine, die völlig unbedarft sind und den „Trail“ vermissen.

„Fehlanzeige“ sage ich und erläutere die Zusammenhänge. Pure Wilderness, keine Wege, keine Wegweiser, wer sich hier verläuft ist weg - Punkt. Ich bitte sie: „Watch your steps!“ (nicht Füße umknicken, nichts abbrechen, auf keine Klapperschlange treten). Die beiden trotten ab sofort treu hinter uns her - habe ich ihnen angeboten und sie scheinen recht dankbar.

Gut 90 Minuten streunen wir hier durch die Wüste - wir kennen uns ganz gut aus inzwischen und finden schöne Motive. Die Cracked Eggs haben wir immer noch nicht entdeckt. Also: weitere Internetrecherche und demnächst Versuch Nr. 4 starten.

Die Schatten werden lang, wir genießen die Einsamkeit und fahren später zurück nach Farmington. Der Ort bedeutet für uns traditionell: mexikanisch Essen im „Tequilla’s“. Gabi hat ganz hervorragende gemischte Meeresfrüchte auf Reis, ich „Shrimp Fajitas“, die ebenfalls super lecker daherkommen. Dazu Margartias und Draft Beer zu erschwinglichen Preisen und sehr guter Qualität. Immer wieder gerne!

Nun ist Feierabend - sagenhaft, wie abwechslungsreich ein Tag hier im Westen sein kann. Und diese „Cornsdogs“ sind wirklich gut. Hatten als Snack im Safeways noch 2 mitgenommen, je 1 $ und super lecker.

Ab morgen dann: Colorado und damit noch einmal ganz andere Landschaft und wahrscheinlich auch ganz andere klimatische Verhältnisse. See you!

Tagesetappe: 330 Kilometer
Übernachtung:
Comfort Inn Farmington***, 555 Scott Avenue, Farmington, NM 87401

Navajo County

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Gabi und Jürgen im Canyon de Chelly NM, AZ

Das Canyon de Chelly NM liegt ziemlich ab vom Schuss bzw. nicht gerade auf den üblichen Reiserouten durch den Südwesten. Wir hatten es jedenfalls bisher nicht geschafft, das irgendwie in den Vorjahren mit einzubauen - doch dieses mal haben wir es einfach so hingebogen.

Der Tag beginnt jedenfalls super relaxed. Wir haben es überhaupt nicht eilig und genießen noch eine ganze Zeit die Annehmlichkeiten des Bluff Gardens. Gabi hat aus den gestern Abend an der Tanke erworbenen Sandwiches mittels Sößchen und Toaster ein echt leckeres Frühstück gezaubert, das wir auf der Terrasse genießen. Ich bleibe anschließend noch sitzen und entspanne total. Gabi schreibt innen an ihrem Tagebuch und packt etwas zusammen.

Wir halten kurz am Twin Rock - gegenüber ist die Cow Canyon Trading Post mit dem verrosteten Chevy, den wir schon vor Jahren abgelichtet haben. Wie war das noch? Wüste konserviert? Tut sie! Der Chevy wird auch in 10 Jahren noch nicht weiter verostet sein, denke ich.

Auf den 90 Minuten Fahrt zum Canyon de Chelly halten wir an einem Punkt an, von dem wir einen tollen Blick auf knallrote Felsen haben. Völlig unnätürlich, besonders die Farbintensität - aber daran haben wir uns ja inzwischen gewöhnt.

Ansonsten befinden wir uns nun in Indianerland. Das zeigt sich z.B. auch an den Orten Mexican Water, Rock Point, Many Farms u.ä.. Alle bestehen aus einer Tankstelle mit angeschlossenem Shop und Restaurant sowie einer Wäscherei. Das ist es . In der Landschaft stehen lieblos einige Hütten. Alles wirkt ärmlich und nicht besonders attraktiv. Vielleicht wollen sie das aber auch so? Schwer einzuschätzen. Komisch allemal. In den Shops ist die Auswahl groß - ein Feierabendbier kannst du hier aber nirgendwo bekommen. Alkohol ist absolut tabu, zumindest offiziell. Gut, dass ich noch ein Fläschchen im Kofferraum habe, aber selbst das ist streng genommen illegal. Im Fahrgastraum darf übrigens in ganz Amerika kein Alkohol transportiert werden.

Utah liegt nun hinter uns, welcome to Arizona!

Wir sind früh dran in Chinle und stoppen kurz am Supermarkt. Leiharbeiter bieten sich an und sprechen auch uns an. Wir winken aber ab. Straßenköter (sorry, aber so muss man die armen Hunde bezeichnen) hatten wir bislang auch nie. Hier laufen überall welche rum. Wir holen uns kurz Rat und Sticker im Visitor Center und stoppen dann an der Thunderbird Lodge nebenan. Unser Quartier liegt innerhalb des National Monuments, das hatten wir noch nicht oft.

Wir versuchen unser Glück, früher einchecken zu können, leider erfolglos. Also fahren wir munter das South Rim ab. 17 Kilometer ist das lang. Auf Anraten der Rangerin stoppen wir an Viewpoint 1-3, fahren dann durch bis ganz hinten zum Spider Rock (7) und schauen uns dann von hinten noch 6 bis 4 an. Das Besondere am Canyon de Chelly ist der grün bewachsene Boden. Das ergibt ein ganz neues Bild mit den roten Felswänden.

Der Ton ist rauher hier: „Betreten verboten“, „Fotografieren nicht erlaubt“ (zum Teil) etc. Ansonsten heißt es in den Staaten eher „Bitte nicht …“. Und es wird an jedem Viewpoint davor gewarnt, Wertsachen im Auto liegen zu lassen - auch das ist völlig ungewöhnlich. Zum Abschluss wollen wir an Viewpoint 4 den mit zwei Stunden angesetzten „White House Ruins Trail“ hinab auf den Grund des Canyons machen. Aber mit unseren Koffern und sonstigen Dingen im Wagen kommt uns beiden das hier nicht ganz geheuer vor. Da es inzwischen drei Uhr geworden ist (hier in Arizona ist es eigentlich eine Stunde früher aber auch diesbezüglich gilt: Indianerland und daher keine Daylight saving time, also gleiche Uhrzeit wie in Utah) beziehen wir zunächst unser Zimmer.

Sehr schön, viel kleiner als im Bluff Gardens aber völlig ok. Fenster vergittert? Yes! Nun gut, dann sind unsere sieben Sachen ja nun völlig sicher aufgehoben und wir fahren die 10 Minuten zurück zum Trailhead. Ich brauche dringend Trainingsminuten.

Das Auto ist jetzt fast leer und wir machen uns an den Abstieg. Es ist inzwischen 17 Uhr und in 2 Stunden nahezu dunkel. Also beschließen wir, nach 45 Minuten umzukehren, egal wo wir sind. Es geht nämlich ziemlich zackig bergab, meist über griffigen Slickrock, seltener über Sand und Felsbrocken. Tolle Sicht, der Trail liegt nun komplett im Schatten. Nicht gut für Fotos, aber prima zum Wandern. Mensch, sind wir schnell unterwegs. Nach 30 Minuten stehen wir unten im Canyon.

Weiter geht es durch ein Wash (trockenes Flussbett) und dann zwichen den Bäumen hindurch. Diese leuchten mit den roten Felsen in der Abendsonne um die Wette. Die Ruins sind erreicht, die beiden indianischen Schmuckverkäufer beachten wir nicht weiter. Insgesamt ist der Canyon de Chelly sehr schwach besucht - liegt halt weit ab. Und dieser Trail ist der einzige, den man ohne Guide begehen darf! Für alles andere musst du Touren mit den Navajo buchen, insbesondere, wenn du in den Canyon willst! Muss man akzeptieren.

Nach den anvisierten 45 Minuten stehen wir schon wieder am Beginn des Aufstiegs. Na dann, auf geht’s. Mensch, das Höhentraining in der Sierra Nevada und in Utah hat echt was gebracht. Wir klettern unentwegt nach oben und klatschen nach 1:15 am Auto ab. Das hätten wir nicht gedacht. Tolle Wanderung in der Abendstimmung. Und sie wird uns den Canyon de Chelly ganz anders in Erinnerung behalten lassen. Ohne Wanderung wäre es eine schöne Anhäufung von Viewpoints mit kurzen Wegstrecken gewesen. Nun erinnern wir uns auf ewig an dien High-Speed-Hike in der Chelly-Südwand.

Darryl Warley singt „A good day to run“ - passt ganz gut! Glücklich und froh reiten wir in unserem CX-5 erneut der untergehenden Sonne entgegen, passieren die Lodge, fahren in den Ort, fangen im Supermarkt Hot Chicken Wings, China-Noodles und einen Burrito, verspeisen alles auf der Terrasse mit einem Fläschchen Bier bzw. einer Dose Gin-Tonic sowie Nachos und Salsa und sind nun um 21:15 Uhr auch mit der Website fertig.

Morgen geht es für eine Nacht nach New Mexico, dann nach Colorado. Die Gegend der roten Felsen lassen wir dann hinter uns, neuen Abenteuern entgegen.

Danke an Birgit für den Hinweis, dass man „Thriller“ mit 2 l schreibt. Eins war wohl in den Grand Canyon gefallen; das passiert übrigens durchschnittlich 16 Mal im Jahr, wie wir letzte Tage erfahren haben. Der Fehler war zu korrigieren und ist korrigiert - lässt sich leider nicht auf die Abstürze anwenden …

Das war ein Tag im Indianerland. Wie war das? „This land ist your land, this land is my land?“ Winnetou ist irgendwie anders …

Tagesetappe: 248 Kilometer
Übernachtung:
Thunderbird Lodge****, Bia Indian Route 7, Chinle, AZ 86503

„All die Augenblicke …“

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Jürgen am Lake Powell und Colorado River, Hwy. #95, UT

Das Frühstück mit French Toast, Rührei und Bacon etc. ist wieder klasse und wir klönen mit Ann und Bob. Vorher war schon alles gepackt und um halb 10 Uhr sind wir unterwegs. Wir lassen uns jetzt morgens mehr Zeit als früher.

Am Panorama Point des Capitol Reef NP stoppen wir kurz, frisch ist es hier, aber wir befinden uns ja immer noch auf rd. 2.300 Metern über NN. Der Hwy. #24 steht der #12 in nichts nach und das ist einfach die perfekte Kombi.

Bald erreichen wir Hanksville, wo wir im „Whispering Sands“ mehrfach übernachtet haben. Middle of nowhere! Und gleich nebenan ist die Tankstelle und der „Burger Shak“ von Stan, wo wir schon mehrfach zu Abend gegessen oder gefrühstückt haben. Ehrensache, dass wir kurz einkehren, tanken müssen wir ohnehin. Und dabei erstehen wir die ersten Souveniers des Tages, die uns hier auch direkt nützlich sind. Wir gönnen uns 2 Yeti-Rumbler - das sind Becher, in denen Heißes heiß und Kaltes kalt bleibt. Farbauswahl: Canyonred und Brickred. Die erste Befüllung gibt es gratis dazu. So können wir jetzt im Rest des Urlaubs auf Plastikbecher verzichten und zu Hause werden sich die beiden auch nützlich machen.

Der Hwy. #95 E schließt sich in Punkto Landschaftsästhetik nahlos an seine Vorgänger an. Wir fahren hier auch deswegen so gerne, weil kaum was los ist hier. Wir sehen über 150 km kaum ein anderes Auto. Und schaut euch mal die Fotos vom Viewpoint des Lake Powell an - ist das nicht traumhaft? Bedenklich ist nur, dass der See so wenig Wasser führt. Das macht nachdenklich!

Wir besuchen nochmal das „Natural Bridges NM“ und statten natürlich auch dem Visitor Center einen Besuch ab. Nächstes Souvenier: „Passport to your National Parks - Collector’s Edition“. In das Buch kann man an die vorgesehenen Stellen Sticker der National Parks und National Monuments kleben und daneben den passenden Tagesstempel einfügen. Jetzt sind die letzten 9 Jahre umsonst gewesen, alles noch mal von vorne. Müssen jetzt überall nochmal hin und die Stempel abholen! Na gut, Gabi hat viele im Tagebuch, die können wir scannen und einkleben.

Per Sipapu Bridge Trail gelangen wir zur gleichnamigen Brücke. Ziemlich steil, einige leitern, auch Tiny Little Bear ist weider dabei. Die Brücke ist 70 Meter hoch und hat fast die gleiche Spannweite. Gigantisch! Der Unterschied zwischen einem Arch und einer Natural Bridge? Die Brücken sind durch Wasserkraft entstanden, die Arches wurden von Wind und Frost gebildet. Mit einer Stunde ist der Trail ausgezeichnet, wir sind in 58 Minuten wieder oben - und das in unserem Alter.

Über den Moki Dugway, diese unbefestigte und steil abfallende Serpentinenstrecke fahren wir hinunter ins Valley of the Gods. Die weite Ebene kann man schon von oben gut sehen.

Obwohl es schon fast fünf ist - die Fahrt durchs Valley of the Gods lassen wir uns nicht entgehen. Die Bedingungen sind optimal und die Zusatzstunde hängen wir gerne an. In der Abendsonne glühen die roten Felsen und wetteifern mit dem stahlblauen Himmel.

Es ist der kleine Bruder vom Monument Valley und dieses zeigt sich später auch schon am Horizont. Habe das mal wieder in schwarz-weiß entwickelt. Die Fahrt ist eine einzige Achterbahn auf schwierigem Geläuf. Mal taste ich mich langsam über eine Kuppe - du sieht nicht, wie es dahinter weiter geht und der Untergrund ist z.T. steinig und rauh. Dann geht es wieder flott daher und der CX-5 hüpft nur so über die Wellen. Gabi übernimmt immer öfter den Fotopart, während ich mich ums Auto kümmere. Die Bilder aus dem Valley of the Gods sind fast alle von ihr gemacht.

Die Unterkunft in Bluff ist super: Bluff Gardens. Wir haben eine Cabin mit 3 Zimmern: großes Wohnzimmer mit klasse Küche, Schlafzimmer und Bad. Dazu eine Terrasse, auf der wie eine Pizza verspeisen. Alles prima!

Wie sang Wolfgang Niedecken heute morgen?
„Geht klar, keine Frage – es ist alles okay, auch die kostbarsten Momente gehen vorbei. Schon klar, doch – hey – das tut nicht mal weh. All die Augenblicke nimmt mir keiner mehr. Ganz bestimmt, die nimmt mir keiner mehr!“

Das könnte ein Motto unseres Urlaubs sein: genießen wir die Augenblicke, die Großen und die Kleinen, denn die nimmt uns keiner mehr - genug davon erleben wir jeden Tag.

Und Jason Mraz brachte dies heute Nachmittag anders auf den Punkt: „Living in the moment“! We do!!

Tagesetappe: 354 Kilometer
Übernachtung:
Bluff Gardens, 550 East Main, Bluff, UT 84512

Cliffs

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Unterwegs auf der Cottonwood Canyon Road, UT

Nach dem Aufwachen schreibe ich erst mal das Tagebuch von gestern. Was ich dabei vergessen habe ist eine interessante Anmerkung von Steve auf der Fahrt zum Grand Canyon. Wir kamen auf Klapperschlangen zu sprechen und er erzählte uns, dass er im Durchschnitt eine pro Woche sieht, wenn er mit dem Rucksack im Backcountry unterwegs ist. Die seien aber ziemlich ungefährlich, weil sie in aller Regel rechtzeitig auf sich aufmerksam machen. Die meisten, die gebissen würden, seien Typen, die nach 5 Dosen Bier meinen, sich das Vieh schnappen zu müssen um ein Selfie mit ihm zu machen. Denen sei halt nicht zu helfen. So viel dazu.

Viertel vor zehn verabschieden wir uns von den Red Cabins. Es war prima hier, wir hatten eine echt große Hütte mit ebenso großer Dusche und Top-Wifi. Und sehr sauber war es auch. Wir kommen gerne wieder!

Direkt nebenan ist die Rangerstation, in der die Tickets für die Wave verlost werden. Um die Zeit ist der meiste Rüsel dort durch und wir erkundigen uns nach den Straßenzuständen der Paria Townsite Road und der Cottonwood Canyon Road, die wir heute fahren wollen. Die Rangerin gibt grünes Licht - kein Regen in den letzten Tagen, bei vorsichtiger Fahrweise keine Probleme für uns und unseren Mazda.

Also fahren wir den Hwy. #89 Richtung Page bis zum Milemarker 31 und biegen links auf die unbefestige gravel road zur ehemaligen Paria Townsite ab. Das ist ein Tipp von Steve, der uns diesen Abstecher gestern empfohlen hat. Hier war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Siedlung namens Paria (historisch „Pahreah“). Die Siedlung wurde aber mehrfach durch Flashfloods zerstört und verlor schnell an Bedeutung. 1930 hat man dann hier ein Movieset aufgebaut und Westernfilme gedreht. Das Set erfuhr das gleiche Schicksal, wurde mehrfach wieder aufgebaut und bis 2006 für Hollywood-Produktionen genutzt bis es schließlich von Vandalen niedergebrannt wurde. So der knappe Flyer, den wir von der Rangerin bekommen haben.

Heute sind insbesondere die Gesteinsformationen in den verschiedensten Farben von Interesse. Die Straße ist bis auf ein paar kleine Stellen, an denen man aufpassen muss, gut zu befahren. Steve hat uns gesten von den verschiednen Cliffs des Grand Staircase NM erzählt: die jüngsten sind die schokoladenbraunen „Chocolate-Cliffs“. Älter sind die „Vermillion Cliffs“, zu denen u.a. die Wave, die South Coyote Buttes und die White Pocket gehören. Vermillion ist ein Rotton, genauer gesagt Zinoberrot. Noch älter sind die „White Cliffs“ und dann gibt es noch die „Red Cliffs“, die ich altersmäßig nicht einsortieren kann. Schaut mal in die Bilder, da sind alle Farben vertreten.

Wir fahren bis zum Paria River, strolchen ein wenig herum und bestaunen das kräftige Grün und Gelb, das hier am Wasser dominiert. Für Wüstenverhältnisse üppige Flora. Übrigens auch noch ein Hinweis von Steve: gut, dass hier überall Wüste ist, sonst könnte man viele Schönheiten wie zum Beispiel den Grand Canyon, die Wave, das Grand Staircase, die Felszeichnungen etc. gar nicht genießen, weil alles zuwuchern würde. Erst die Wüste konserviert dies alles und macht es für uns so attraktiv. Hat was, der Gedanke.

Das einzige, was hier noch von der ehemaligen Siedlung Zeugnis gibt ist ein Friedhof aus der Zeit von 1860-1895. Das sagt jedenfals die Gedenktafel mit den Jahresangaben derer, die hier bestattet sind. Die Grabsteine selbst sind nur rote Quader ohne Aufschrift.

Zurück zum Hwy. #89, noch ein paar Meilen geteerte Straße und dann wieder links ab, diesmal auf die Cottenwood Canyon Road (CCR), die wir vor Jahren schon mal in umgekehrter Richtung gefahren sind - ich glaube 2012. Sie ist eigentlich eine Abkürzung Richtung Norden, aber aufgrund des Streckenzustandes natürlich zeitlich eher länger als der Weg von Kanab über Bryce zum Hwy. #12, den wir später erreichen müssen.

Knapp 50 Meilen geht es auf Schotter der unterschiedlichen Cliffs, zum Teil aber auch auf viel Stein und etwas Sand auf und ab durch das „große Treppenhaus“ des Grand Staircase NM. Die Umgebung ändert sich im Minutentakt, Gabi meint später, sogar alle 30 Sekunden. Das macht wirklich Spaß, hier herumzufahren, auch wenn es die volle Aufmerksamkeit erfordert. Auf den Schotterstrecken rappelt es am Anfang ungemein. Wenn du hier ne Schraube locker hast, verlierst du sie garantiert. Selbst Tiny rutscht mehrfach vom Dashboard.

Zwischenzeitlich halten wir immer wieder mal an um Fotos zu machen oder uns die Beine zu vertreten. So geraten wir auch einige Meter in das Wash des „Cottonwood Narrows Trail“. Derzeit fließt hier kein Wasser, aber wehe, wenn es irgendwo regnet - dann rauscht es hier nur so. Die CCR wäre dann mit unserem Auto auch unmöglich zu befahren. Es geht lustig bergauf und bergab und wir haben unseren Spaß. Nach 3/4 des Weges machen wir noch den Abstecher zum Grosvenor Arch. Ein echter Gigant! Hier machen wir auch Mittagspause uns verputzen die Sandwiches, die wir heute vormittag beim Tanken gekauft haben. Lecker, aber nach ner halben Stunde müssen wir raus aus der Sonne!

Überflüssig zu erwähnen, dass wir den ganzen Tag über kaum eine Menschenseele treffen. So viele Leute treiben sich hier nicht rum.

Die letzten 2 Stunden auf dem Hwy. #12 nach Norden durchs Grand Staircase sind purer Genuss. Wir kennen die Strecke gut uns genießen sie jedes Mal aufs Neue. Wie weit man hier gucken kann! Sagenhaft. An einem Aussichtspunkt liegt uns die Welt zu Füßen. Das sind die Bilder, in denen Gabi auf der Mauer steht und ich sitze.

Um 18 Uhr kommen wir in Torrey an. Hier haben wir noch nie übernachtet und uns aktuell für 2 Nächte in eine Bed & Breakfast eingebucht. Schönes Zimmer, nur leider derzeit technischer Defekt bezüglich Wifi. So gehen wir erst mal gegenüber ins „Broken Spur Steakhouse“ und gönnen uns jeder einen „House Burger“ mit Gemüse und Countrykartoffeln, die hier „Steakfries“ heißen.

Anschließend machen wir uns über den Rechner her und, kümmern uns um die Fotos und das Tagebuch. Morgen steht ein längerer Besuch im nahegelegenen „Capitol Reef NP“ auf dem Programm, dem wir bislang auf der Durchreise jeweils nur wenige Stunden widmen können. Das wird ihm nicht gerecht und wir kümmern uns morgen um einen intensiveren Kontakt. Liebe Grüße!

Tagesetappe: 251 Kilometer
Übernachtung:
SkyRidge Inn Bed & Breakfast, 1092 East SR 24, Torrey, UT 84775
© 2019 Gabi & Jürgen