Tagebuch
Canyon de Chelly
Navajo County
Gabi und Jürgen im Canyon de Chelly NM, AZ
Das Canyon de Chelly NM liegt ziemlich ab vom Schuss bzw. nicht gerade auf den üblichen Reiserouten durch den Südwesten. Wir hatten es jedenfalls bisher nicht geschafft, das irgendwie in den Vorjahren mit einzubauen - doch dieses mal haben wir es einfach so hingebogen.
Der Tag beginnt jedenfalls super relaxed. Wir haben es überhaupt nicht eilig und genießen noch eine ganze Zeit die Annehmlichkeiten des Bluff Gardens. Gabi hat aus den gestern Abend an der Tanke erworbenen Sandwiches mittels Sößchen und Toaster ein echt leckeres Frühstück gezaubert, das wir auf der Terrasse genießen. Ich bleibe anschließend noch sitzen und entspanne total. Gabi schreibt innen an ihrem Tagebuch und packt etwas zusammen.
Wir halten kurz am Twin Rock - gegenüber ist die Cow Canyon Trading Post mit dem verrosteten Chevy, den wir schon vor Jahren abgelichtet haben. Wie war das noch? Wüste konserviert? Tut sie! Der Chevy wird auch in 10 Jahren noch nicht weiter verostet sein, denke ich.
Auf den 90 Minuten Fahrt zum Canyon de Chelly halten wir an einem Punkt an, von dem wir einen tollen Blick auf knallrote Felsen haben. Völlig unnätürlich, besonders die Farbintensität - aber daran haben wir uns ja inzwischen gewöhnt.
Ansonsten befinden wir uns nun in Indianerland. Das zeigt sich z.B. auch an den Orten Mexican Water, Rock Point, Many Farms u.ä.. Alle bestehen aus einer Tankstelle mit angeschlossenem Shop und Restaurant sowie einer Wäscherei. Das ist es . In der Landschaft stehen lieblos einige Hütten. Alles wirkt ärmlich und nicht besonders attraktiv. Vielleicht wollen sie das aber auch so? Schwer einzuschätzen. Komisch allemal. In den Shops ist die Auswahl groß - ein Feierabendbier kannst du hier aber nirgendwo bekommen. Alkohol ist absolut tabu, zumindest offiziell. Gut, dass ich noch ein Fläschchen im Kofferraum habe, aber selbst das ist streng genommen illegal. Im Fahrgastraum darf übrigens in ganz Amerika kein Alkohol transportiert werden.
Utah liegt nun hinter uns, welcome to Arizona!
Wir sind früh dran in Chinle und stoppen kurz am Supermarkt. Leiharbeiter bieten sich an und sprechen auch uns an. Wir winken aber ab. Straßenköter (sorry, aber so muss man die armen Hunde bezeichnen) hatten wir bislang auch nie. Hier laufen überall welche rum. Wir holen uns kurz Rat und Sticker im Visitor Center und stoppen dann an der Thunderbird Lodge nebenan. Unser Quartier liegt innerhalb des National Monuments, das hatten wir noch nicht oft.
Wir versuchen unser Glück, früher einchecken zu können, leider erfolglos. Also fahren wir munter das South Rim ab. 17 Kilometer ist das lang. Auf Anraten der Rangerin stoppen wir an Viewpoint 1-3, fahren dann durch bis ganz hinten zum Spider Rock (7) und schauen uns dann von hinten noch 6 bis 4 an. Das Besondere am Canyon de Chelly ist der grün bewachsene Boden. Das ergibt ein ganz neues Bild mit den roten Felswänden.
Der Ton ist rauher hier: „Betreten verboten“, „Fotografieren nicht erlaubt“ (zum Teil) etc. Ansonsten heißt es in den Staaten eher „Bitte nicht …“. Und es wird an jedem Viewpoint davor gewarnt, Wertsachen im Auto liegen zu lassen - auch das ist völlig ungewöhnlich. Zum Abschluss wollen wir an Viewpoint 4 den mit zwei Stunden angesetzten „White House Ruins Trail“ hinab auf den Grund des Canyons machen. Aber mit unseren Koffern und sonstigen Dingen im Wagen kommt uns beiden das hier nicht ganz geheuer vor. Da es inzwischen drei Uhr geworden ist (hier in Arizona ist es eigentlich eine Stunde früher aber auch diesbezüglich gilt: Indianerland und daher keine Daylight saving time, also gleiche Uhrzeit wie in Utah) beziehen wir zunächst unser Zimmer.
Sehr schön, viel kleiner als im Bluff Gardens aber völlig ok. Fenster vergittert? Yes! Nun gut, dann sind unsere sieben Sachen ja nun völlig sicher aufgehoben und wir fahren die 10 Minuten zurück zum Trailhead. Ich brauche dringend Trainingsminuten.
Das Auto ist jetzt fast leer und wir machen uns an den Abstieg. Es ist inzwischen 17 Uhr und in 2 Stunden nahezu dunkel. Also beschließen wir, nach 45 Minuten umzukehren, egal wo wir sind. Es geht nämlich ziemlich zackig bergab, meist über griffigen Slickrock, seltener über Sand und Felsbrocken. Tolle Sicht, der Trail liegt nun komplett im Schatten. Nicht gut für Fotos, aber prima zum Wandern. Mensch, sind wir schnell unterwegs. Nach 30 Minuten stehen wir unten im Canyon.
Weiter geht es durch ein Wash (trockenes Flussbett) und dann zwichen den Bäumen hindurch. Diese leuchten mit den roten Felsen in der Abendsonne um die Wette. Die Ruins sind erreicht, die beiden indianischen Schmuckverkäufer beachten wir nicht weiter. Insgesamt ist der Canyon de Chelly sehr schwach besucht - liegt halt weit ab. Und dieser Trail ist der einzige, den man ohne Guide begehen darf! Für alles andere musst du Touren mit den Navajo buchen, insbesondere, wenn du in den Canyon willst! Muss man akzeptieren.
Nach den anvisierten 45 Minuten stehen wir schon wieder am Beginn des Aufstiegs. Na dann, auf geht’s. Mensch, das Höhentraining in der Sierra Nevada und in Utah hat echt was gebracht. Wir klettern unentwegt nach oben und klatschen nach 1:15 am Auto ab. Das hätten wir nicht gedacht. Tolle Wanderung in der Abendstimmung. Und sie wird uns den Canyon de Chelly ganz anders in Erinnerung behalten lassen. Ohne Wanderung wäre es eine schöne Anhäufung von Viewpoints mit kurzen Wegstrecken gewesen. Nun erinnern wir uns auf ewig an dien High-Speed-Hike in der Chelly-Südwand.
Darryl Warley singt „A good day to run“ - passt ganz gut! Glücklich und froh reiten wir in unserem CX-5 erneut der untergehenden Sonne entgegen, passieren die Lodge, fahren in den Ort, fangen im Supermarkt Hot Chicken Wings, China-Noodles und einen Burrito, verspeisen alles auf der Terrasse mit einem Fläschchen Bier bzw. einer Dose Gin-Tonic sowie Nachos und Salsa und sind nun um 21:15 Uhr auch mit der Website fertig.
Morgen geht es für eine Nacht nach New Mexico, dann nach Colorado. Die Gegend der roten Felsen lassen wir dann hinter uns, neuen Abenteuern entgegen.
Danke an Birgit für den Hinweis, dass man „Thriller“ mit 2 l schreibt. Eins war wohl in den Grand Canyon gefallen; das passiert übrigens durchschnittlich 16 Mal im Jahr, wie wir letzte Tage erfahren haben. Der Fehler war zu korrigieren und ist korrigiert - lässt sich leider nicht auf die Abstürze anwenden …
Das war ein Tag im Indianerland. Wie war das? „This land ist your land, this land is my land?“ Winnetou ist irgendwie anders …
Tagesetappe: 248 Kilometer
Übernachtung: Thunderbird Lodge****, Bia Indian Route 7, Chinle, AZ 86503
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